Geschockte Lehrerin: Temperaturen um 70 Grad! Großeinsatz der Rettungssanitäter am Bahnsteig - Bahngäste lagen reihenweise am Boden - Verzweifelte Mutter schlug mit Nothammer gegen ICE-Fenster

Bundespolizei ermittelt wegen Körperverletzung! ICE wurde zur rasenden Backröhre durch Niedersachsen. Warum hat niemand den Höllenzug gestoppt?

Von Ralph Lorenz

Hannover/Bielefeld/Hameln (wbn). Warum wurde dieser Zug nicht sofort im nördlichen Weserbergland gestoppt? Warum bekam er überhaupt im Hauptbahnhof von Hannover trotz technischen Defekts grünes Licht zur Ausfahrt nach Bielefeld? Höllenfahrt eines ICE zwischen Hannover und Bielefeld! Der Hightech-Zug hatte mehr als 500 Reisende an Bord als bei hochsommerlichen Außentemperaturen am Samstagabend während der Fahrt die Klimaanlage ausfiel und reihenweise die Fahrgäste zu Boden kippten.

Die Fahrgäste wurden bei Innentemperaturen von deutlich mehr als 50 Grad einer rollenden Sauna ausgeliefert. Reihenweise kippten die Fahrgäste um, lagen auf dem Waggonboden, einige drohten zu kollabieren - doch das Bahnpersonal dachte nicht daran den Zug außerplanmäßig zu stoppen. Nach einem Bericht des in Bielefeld erscheinen Westfalen-Blattes müssen sich an Bord unbeschreibliche Szenen abgespielt haben. Eine Mutter versuchte mit einem Nothammer die ICE-Scheibe einzuschlagen, was ihr aber nicht gelang. Sie hatte ein fünfjähriges Kind dabei, das verzweifelt nach Luft schnappte.

(Zum Bild: Die Klimaanlage der neuen ICE-Generation ist offenbar anfälliger gegen Verschmutzungen. Deshalb fallen Sensoren aus, das System überhitzt, schaltet ab. Dann haben die Fahrgäste ein Problem... Foto: Sebastian Terfloth/Wikipedia)

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In dem Zug befanden sich auch Schüler aus dem Rheinland, die auf der Rückreise von einem Berlinausflug waren. Sie berichteten, dass es schon in einem an deren ICE zwischen Berlin und Hannover zu Problemen gekommen sei, weil auch da die Klimaanlage ausgefallen war. In Hannover mussten sie deshalb in einen anderen ICE umsteigen. Doch der war noch voller – und auch da versagte die Klimaanlage schon auf der Fahrt durch die nördliche Region des Weserberglands ihren Dienst.

Offenbar war dem Bahnpersonal an Bord des Zuges der Ernst der Lage gar nicht bewusst, denn es teilte in einer Vorabmeldung zum Zielbahnhof Bielefeld offenbar nur mit, dass „zwei Fahrgäste erkrankt“ seien. Für die Rettungssanitäter die an den Bahnsteig in Bielefeld eilten, musste sich das wie Hohn anhören. Der Bahnsteig verwandelte sich in kurzer Zeit in ein Krankenlager. 44 Reisende mussten laut Westfalen-Blatt ärztlich versorgt werden, darunter 27 Schüler.

Neun  Schülerinnen wurden mit Kreislaufproblemen gar in eine Bielefelder Klinik eingewiesen. Zum Schluß waren 90 Sanitäter im Großeinsatz am Zug, der aus Hannover eingetroffen war. Die ebenfalls in Bielefeld erscheinende „Neue Westfälische“ berichtet von einer Lehrerin, die den Reportern mitteilte, dass die Temperaturen im Zug sogar bis 70 Grad angestiegen seien. Inzwischen ermittelt die Bundespolizei gegen die Deutsche Bahn und das Bahnpersonal. Es geht um fahrlässige Körperverletzung. Vor allem auch, weil in Hannover weitere Fahrgäste aufgenommen wurden, obwohl auch bei diesem „Ersatzzug“ technische Defekte aufgetreten waren.

Der in Bielefeld stehende Zug sollte deshalb von der Bundespolizei für weitergehende Ermittlunge  beschlagnahmt werden,was die Staatsanwaltschaft aber als „unverhältnismässig“ abgelehnt hatte. Dass einige ICE-Züge der neueren Serie bei hohen Sommertemperaturen Ausfälle in der Klimaanlage aufweisen könnten, war der Bahn offenbar schon vor Monaten bekannt. Unternommen wurde aber offensichtlich nichts. Der Chef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, hat sich inzwischen für den Vorfall entschuldigt und von Entschädigungen gesprochen.

Übrigens: Es steht ein Eisenbahnerstreik bevor und es wurde wegen der Tarifauseinandersetzungen ein "heißer Sommer" angekündigt...