"Mister Therme" seit Monaten gewissermaßen kaltgestellt?

Schlichtes unheimlich schlichter Abgang – der Iron-Man von Salzhemmendorf hatte die Ith-Sole-Therme in die schwarzen Zahlen gebracht

Von Ralph L o r e n z

Salzhemmendorf (wbn). Anfangs hieß es er sei nicht da, er sei in Urlaub. Dann übernahm die Gerüchteküche in Salzhemmendorf die Deutungshoheit, kam in Sachen Therme auf den Siedepunkt: Stefan Schlichte, der jahrzehntelange überaus beliebte Betriebsleiter der Ith-Sole-Therme sei kurzerhand gekündigt worden und ein ehemaliges Kindermädchen des Eigentümers Hartmut Lielje, das jetzt auch die Lebensgefährtin des Inhabers sei, habe die Geschäfte übernommen.

Letzteres klingt ja auch schon wieder unheimlich romantisch. Quasi wie eine Tellerwäscher-Karriere mit steilem Aufstieg in den dampfend-schwülen Therme-Waschsalon zu Salzhemmendorf. Dass es bei dem für Außenstehende völlig unerwarteten Führungswechsel im Gebälk gleichwohl mächtig geknirscht haben muss, das könnte auch den Umstand erklären, dass nicht nur auf der Leitungsebene sondern in den nachgeordneten Rängen viele Bedienstete hernach das Bade-Handtuch geworfen haben. (Zum Bild: Therme-Manager Schlichte mit Hund beim Oldtimer-Event. Foto: Lorenz)

War im Wellness-Tempel zum Schluß auch das Betriebsklima nicht mehr so well?

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Eine Insiderin zu den Weserbergland-Nachrichten.de: In all den zurückliegenden Jahren sei nicht ein so starker Abgang von guten und treuen Kräften zu verzeichnen gewesen wie in den zurückliegenden Monaten.

Damit wird dezent angedeutet, dass das Betriebsklima mit dem „Wellness“-Anspruch der neuen Geschäftsführung nicht so wellness-kompatibel gewesen sein könnte, wie angesichts der Firmenselbstdarstellung gedacht.

Tatsache ist: Stefan Schlichte, der stets strahlende und gut gelaunte Betriebsleiter der Ith-Sole-Therme in Salzhemmendorf, hat offiziell zum 31. Juli diesen Jahres das Arbeitsverhältnis beendet, war aber Monate vorher schon von der Bildfläche verschwunden.

Schlichter geht’s nicht: Betriebsleiter Schlichte hatte nie eine Prokura

Aus welchem Grund auch immer. Zuvor war es offenbar zu arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen mit der Begleiterscheinung entsprechender Nickeligkeiten gekommen, bei denen sich der Manager (der übrigens nie eine Prokura hatte) aber zu seiner offensichtlichen Zufriedenheit auch gegen mancherlei Verdächtigungen wehren und vor allem auch das Gericht überzeugen konnte. Stefan Schlichte – nicht zu verwechseln mit dem eben erst gegangenen Stefan Schlichte vom Hamelner Stadtmarketing, aber mindestens genauso begabt und energiegeladen – kann nun erst einmal aufatmen und sich auf neue bundesweite Herausforderungen konzentrieren, wenn man die Zeichen richtig deutet. Er dürfte dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge tun.

Morgens um 5 Uhr eine Runde im Therme-Becken

Wenn es einen Therme-Manager gibt, der auch körperlich mit seiner Aufgabe und dem Fitness-Ideal zu einem zweibeinigen Fitness-Argument verschmilzt,  dann ist es jener Stefan Schlichte. Morgens um 5 Uhr als erster im Sole-Becken, in der Mittagspause kurz mal kilometerweit um den Kanstein gejoggt, gefolgt vom nicht weniger muskulösen vierpfötigen Fitness-Coach – der Mann war auch vom Ansehen her mit jeder durchtrainierten Muskelfaser „Mister Therme“.  Von Fitness und Wellness reden, weil es irgendwie in der selbstverliebten Beauty-Welt trendy zu sein scheint – das ist das eine. Es zu leben, die andere Sache.

Wellness, der Begriff ist verwässert und stark in die asiatisch umnebelten Heilslehren abgedriftet. Viele glauben ihn zu verstehen, nur wenige haben es begriffen. Diverse Maharishi-Sektierer haben sich an der Ayurveda-Masche eine goldene Nase verdient – die Beatles waren bekanntlich auf ihrer Mystery-Tour der Flower-Power-Jahre die ersten prominenten Opfer. Dagegen steht die europäische Kultur der Therme, mitsamt dem griechisch und römisch geprägten Ehrgeiz, gleichzeitig auch den Körper stählen zu wollen. Römische Legionen sind übrigens unweit des Ith bei Duingen auf ihren Marsch-Sandalen vorbeigehatscht. Haben sie hier auch in heißen Quellen gebadet und die Seele baumeln lassen? Hatten sie damit ihre Neurodermitis bekämpft? Jedenfalls sind die römischen Säulenstümpfe in der Ith-Sole-Therme als Kunst-Zitate aus der Römerepoche in all dem Wellness-Kitsch nicht so verkehrt.

Er hat um jeden Cent gekämpft – auch beim Pro-Cent-Schwimmen

Er gilt als „Iron-Man“, der Stefan Schlichte. Beim Pro-Cent-Schwimmen von Thomas Ende und seiner DLRG-Truppe in Coppenbrügge hat er sich stets legendäre Duelle mit dem grünen Architekten Peter Merl geliefert, der ebenfalls dieser Ausnahme-Ausdauerkategorie angehört. Dabei ist Schlichte auch zu den großen international berühmten Iron-Men-Events weltweit angetreten, wie diverse Urkunden stolz hinter seinem Schreibtisch verkündeten. Allerdings hatte er die Trophäen stets heruntergespielt. So einen kann man sich als Betriebsleiter nicht schnitzen – er war schlicht ein Glücksfall für die Ith-Sole-Therme und eben das lebende Aushängeschild.

Die Sache mit den Kohlen und dem Öfchen im Comptoir

Der alte Witz aus preußischen Comptoir-Verordnungen, dass der Bedienstete morgens eine Schaufel Kohlen zur Arbeit mitzubringen hat – Schlichte war von diesem Arbeitgeber-Ideal nicht weit entfernt, hat es sogar übertroffen. Wenn es zutrifft, dass Stefan Schlichte eine sechsstellige Summe in den Laden hineingeschossen hat, wie geraunt wird, wohlgemerkt aus seinen Privatmitteln und das noch zinslos, um die Therme unter der Lielje-Ägide zwischendurch mal am Laufen zu halten, dann hat er tatsächlich „jeden Tag Kohlen“ mitgebracht. Wer gibt seinem Chef schon ein zinsloses Darlehen? Das macht auf jeden Fall nur jemand, der an das Projekt Ith-Sole-Therme glaubt und sich den Gästen verpflichtet fühlt, die aus einem Umkreis von 50 Kilometer zu diesem Gesund-Brunnen angereist sind.

Als der Wasserkopf das Thermalbad austrocknete

Klar doch: Schlichte war ein Mann der ersten Stunde. Hat die Anfangs-Euphorie und Stengers Hype um die Sole-Therme miterlebt. Er hat gesehen, dass ein Thermal-Bad  mit einem „Wasserkopf“ – zu viele Häuptlinge, zu wenig Indianer – bald auf versiegender Finanzquelle gebaut ist und für sich die richtigen  Schlüsse daraus gezogen. Und er hat vor allem die Salzhemmendorfer Ith-Sole-Therme in die schwarze Gewinnzone gebracht und gehalten. Darauf war er stets und zu recht stolz. Das hat ihm in ganz Niedersachsen keiner nachgemacht. Weshalb er dann kurzfristig mal Geld zugeschossen hat, wie es den Anschein hatte, gehört zu den Betriebsgeheimnissen der Ith-Sole-Therme, die wohl ein verschwiegenes Thema unter den Gesellschaftern geblieben sein könnten.

Stefan Schlichte ist in der Region eine Person des öffentlichen Lebens

Gerade weil er „Mister Therme“ war, ist Stefan Schlichte auch eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Einer, der nicht abtaucht und sich bis heute mit seiner Leistung vor niemanden verstecken muss. Das clevere Projekt mit der Wärme aus der Lauensteiner Biogasanlage soll ihm erst mal einer nachmachen. Schlichte hatte den Standortvorteil schnell erkannt. Das spart zu Zeiten explodierender Energiekosten dem Betrieb pro Jahr locker mehr als 100.000 Euro. Auch der Stellplatz für Campingfahrzeuge erwies sich als Schachzug und hat das touristische Profil der Gemeinde Salzhemmendorf gestärkt. Gemeindebürgermeister Martin Kempe weiß, was er an so einem kreativen Kopf gehabt hat. War es doch auch die Kunst, buchstäblich auf einer Glatze Locken zu drehen.

Kunst und wohl dosierte Sinnlichkeit

Mit diversen Events, die nicht viel oder gar nichts kosteten, gleichwohl aber die Ith-Therme in das Blickfeld der Öffentlichkeit rückten und vor allem die Zielgruppe ansprachen. Die treuen Besucher der Ith-Sole-Therme. Das ist nicht das Party-Disco-People, das von den Jugendsendern angesprochen wird.   Das sind Menschen „50 plus“. Selbstbewusst, genussfreudig, entspannungsbedürftig. Das Nacktbaden am späten Abend zu bestimmten Zeiten war eine weitere typische Schlichte-Idee, die inzwischen Nachahmer gefunden hat. Mit dieser wohl dosierten Sinnlichkeit kamen auch deutlich jüngere Besucher. Und dass ein entspannter Geist sich auch an dem Schönen erfreut, hat der Ith-Sole-Manager, mit den gelegentlichen, von ihm angeregten Gemäldeausstellungen berücksichtigt. Es waren nahezu ausschließlich Bade-Stammgäste, die ihre künstlerische Ader zu erkennen gaben und sich dem Therme-Leiter mit ihrer Ausstellung anvertrauten.

In einem gesunden Körper wohnt meist auch ein schöner, gesunder Geist… Hier rundet sich Schlichtes gar nicht so schlichtes Weltbild ab. Der Sage nach ist irgendwann im Januar diesen Jahres dem Iron-Hund von Iron-Man Schlichte (der Hund: Gepflegter Rhodesian Ridgeback, vorzeigbarer Stammbaum, drei Jahre jung) per Einschreiben untersagt worden, wie gewohnt hinter seinem Herrchen her an den Schreibtisch zu joggen.  Der Hund fühlte sich angepinkelt. Dann bekam wohl auch das Herrchen einen blauen Brief. Und die Sekretärin war dann irgendwann auch nicht mehr da. Von sowas kommt sowas.

Doch ewig dampft die Therme.

(Zum Bild oben: Iron-Man Schlichte im Sattel - mit ihm ging's irgendwie immer bergauf. Foto: Lorenz)

 
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