Das letzte Teil im trickreichen Puzzle eines Masterplanes für den Coppenbrügger Ortskern

Peschka und der Schokoladen-Weihnachtsmann. Die unendliche Vorgeschichte des Netto-Marktes am Burggelände

Von Ralph Lorenz

Coppenbrügge (wbn). Wenn am kommenden Montag der Netto-Markt in Coppenbrügge eröffnet, dann wird es für Coppenbrügges Gemeindebürgermeister Hans-Ulrich Peschka wie Weihnachten sein. Möglicherweise wird er dann heimlich in die Süßwarenabteilung gehen und dezent gucken, ob schon die ersten Weihnachtsmänner da sind. Die aus Schokolade. Und das hat seinen besonderen Grund.

Peschka hatte im vergangenen Jahr gegenüber den Weserbergland-Nachrichten.de nämlich überaus mutig die Erwartung geäußert, dass die Netto-Bauvorbereitungen nunmehr zügig anlaufen und er in den Weihnachtstagen 2009 dort schon einen Weihnachtsmann kaufen wolle. (Möglicherweise zur Befriedigung seiner eigenen Naschsucht, denn seine Kinder sind inzwischen groß und heiß auf andere Sweeties.) Doch dann fiel der erste Schnee auf das Bau-Areal unweit des Burggeländes und der Bürgermeister schaute aus seiner Amtsstube traurig Richtung Netto-Markt. Mit dem Weihnachtsmann vom Nahversorger war wohl nichts geworden. Und da kam dem Bürgermeister bei seiner duftenden Tasse Kaffee, frisch serviert von der guten Vorzimmerfee Karnecki inmitten der Weihnachtsstimmung der Gedanke an den Osterhasen.

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Und so beschied er denn dem Redakteur von den Weserbergland-Nachrichten.de, der in seiner latent sadistischen Nachfragetechnik in den Adventstagen wissen wollte was mit dem Weihnachtsmann vom Netto-Markt sei, dass es in Wirklichkeit der Osterhase sei, den er zum Eigenverbrauch jenseits der Burgmauern, an der B 1 bei Netto eigenhändig erwerben wolle. Und zwar zu Ostern.

Im Schokoladen-Osterhasen steckt das Gen des Schokoladen-Weihnachtsmannes

Peschka, der alte Fuchs, hat noch immer einen Plan B gehabt, sonst wäre er auch nicht Bürgermeister in Coppenbrügge geworden. Außerdem: Hält sich nicht hartnäckig das Gerücht, dass Weihnachtsmänner zu Osterhasen eingeschmolzen werden und dann wieder zu Weihnachtsmännern mutieren, was ihnen durch diesen Zyklus den Nimbus der Unsterblichkeit in den Kinderträumen verleiht? So läuteten die idyllisch blühenden Osterglocken im frühlingsgrünen Coppenbrügger Burgrasen das Osterfest ein und der Bürgermeister stand am Fenster seines Rathauses, wiederum sehr traurig und in der Gewissheit, dass ihm die Hoffnung ein faules Ei ins Nest der Zuversicht gelegt hatte. Er mochte innerlich beschlossen haben, den Hörer nicht abzunehmen, wenn seine treue Sekretärin Karnecki den Anruf der Weserbergland-Nachrichten.de signalisieren würde. Wer würde ihm noch glauben?

Doch dann gab  es noch den Plan C: Einen Weihnachtsmann zu kaufen in der Zeit zwischen Ostern und Weihnachten. Und zwar vor Ausbruch des Herbstes. Dort, wo er es sich vorgenommen hatte. Im Netto-Markt. Und zwar nicht in irgendeinem Nachbarort, sondern Coppenbrügge.  Und so kam es denn auch. Die Weserbergland-Nachrichten.de hatten sich schon die Nettomarkt-Schokoladenweihnachtsmann-Frage zur Wiedervorlage für den 1. Advent zur Seite gelegt als völlig zur Unzeit und zwar am heutigen Tage eine e-mail aus dem Coppenbrügger Rathaus eintraf. Die besagte, dass im Namen des Netto-Gebietsleiters Hartmann zur Nettomarkt-Eröffnung am kommenden Montag, 6. September eingeladen werde. Mit der poetischen Einleitung: „Was lange währt, wird endlich wahr“.

Die unendliche Geschichte um einen Nahversorger begann im Jahre 1996

So findet denn eine unendliche Geschichte ihr happy end, die noch unendlicher ist als es scheint. Sie begann bereits im Jahre 1996 mit Grundstücksverhandlungen zwischen dem Immobilienmakler Dohme und dem Besitzer des Nettomarkt-Geländes Hobein. Seit vierzehn Jahren also dümpelte schon die Idee eines Verbrauchermarktes in der zentralen Ortslage vor sich hin. Peschka war damals noch Ortsbürgermeister von Coppenbrügge, Helmut Zeddies Gemeindebürgermeister. Jetzt ist Peschka Gemeindebürgermeister und Helmut Zeddies dessen Stellvertreter. Der Vater des Netto-Markt-Investors Hobein indessen, ein erfolgreicher und angesehener Landmaschinenhändler, war inzwischen verstorben. Damit fiel möglicherweise auch die Entscheidung leichter die alte Schmiede abzureißen, was wiederum die Gelegenheit brachte den Lebensmittelmarkt in einem größeren Abstand zum Burggraben zu planen.

Denn zwischendurch war das Projekt zum Politikum gereift. Die oppositionelle SPD wollte den Markt eigentlich dort gar nicht haben, weil dies das Erscheinungsbild der Wasserburg hätte beeinträchtigen können. Dass diese Burg jedoch bis dahin – auch unter den Augen der SPD - ein Dornröschendasein geführt hatte, in einem Verhau von Wildwuchs, moddrigem Boden, durchzogen von Schleichwegen, auf die sich kein Mütterchen mit dem Rollator wagte, schien die Oppositionellen nicht zu stören.

Es war der stets jungenhaft wirkende Gemeindeprinz und Schokoladenweihnachtsmann-Liebhaber Peschka, der dieses Dornröschenschloss mit kühnem Schwertstreich befreite und in die öffentliche Wahrnehmung als attraktives Denkmal und rustikale Absteige des russischen Zaren zurückrief. Sein Masterplan für den Coppenbrügger Ortskern ist das Meisterstück des jüngsten Gemeindebürgermeisters im Landkreis Hameln-Pyrmont – und überdies des einzigen der CDU im Kreis.

Beim kreativen Schrei der Kettensäge erwachte das Burggelände aus dem Dornröschenschlaf

 Das Bravourstück besteht darin, dass mit dem denkbar geringsten Mitteleinsatz die größtmögliche Wirkung erzielt wurde. Er kam auf die Idee die Akademie Überlingen mit ihren Hilfskräften für die nötigen Arbeiten im Parkgelände zu gewinnen. Beim kreativen Schrei der Kettensäge wurde ein Stück Kultur-Landschaft zurückerobert. Zusammen mit dem ortsansässigen Landschaftsplaner Redslob gewann er Studentengruppen aus Hannover für den ideenreichen Gestaltungswettbewerb zum Burggelände. Sie schufen Sichtachsen, gestalteten das Grabengelände durch, regten das komplette Ausbaggern des Burggrabens an. Künstler der Region folgten sodann dem Coppenbrügger Aufruf mit ihren Werken den Erlebniswert dieses Grüngeländes zu bereichern.

Und aus dem Fenster-Blickwinkel des Bürgermeisterzimmers nahm sich das Ganze wie ein liebevoll gestaltetes Modellbaumodul in einer geschichtsträchtigen Siedlungsidylle am Ith aus. Zum Wandel gehört Handel. Hier wird der Netto-Markt zum entscheidenden Puzzleteil im Gesamtbrutto des Ortskern-Areals, das damit die Lebensqualität steigert. Auf der einen Seite der Wochenmarkt, auf der anderen Seite der Nahversorger. Der Pendelverkehr der Fußgänger wird die Wegeadern im Burggelände durchpulsen. Und der Netto-Markt trägt außerhalb der Geschäftszeiten seinen Beitrag zum Gemeinschaftsleben bei, indem die Parkflächen der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Hier wird die Netto-Nähe für die Burgtouristen zum Park-Vorteil am Burgpark.

Die einsame Abbiegespur nach Nirgendwo endet jetzt am Netto-Markt

Mag sein, dass Investor Hobein einstmals nur seinen kommerziellen Vorteil gesehen hatte. Faktisch hat er jedoch einen größeren Beitrag zur Ortskernwiederbelebung geleistet, als sich dies manche Coppenbrügger träumen lassen. Das wird sich vor allem dann zeigen, wenn die bald in Angriff genommene Ortsumgehung der Bundesstraße 1 den Fernverkehr großräumig an dem Ith-Flecken bis hinter Marienau vorbeileitet. Einige Coppenbrügger Geschäftsleute, die sie einst vehement gefordert hatten, sehen ihr jetzt mit bangem Herzen entgegen.

Jetzt muss Coppenbrügge gute Argumente liefern, warum Autofahrer von der Umgehung in den Kernort einschwenken sollen. Der Netto-Markt ist eines davon. Kunden werden in der neuen Netto Marken-Discount-Filiale, die am Montag eröffnet, mehr als 3.500 Artikel vorfinden. Der Sortimentsschwerpunkt von Netto Marken-Discount liegt auf einer Vielzahl an Frische-Artikeln wie beispielsweise Obst und Gemüse, Selbstbedienungs-Fleisch- und Wurstartikel sowie Molkereiprodukte.

Netto wie Brutto wird Coppenbrügge jetzt profitieren

Vor allem aber ist der Markt ein Nahversorger. Es ist keineswegs so, dass nur die älteren Coppenbrügger, denen kein Fahrzeug zur Verfügung steht, von dem Angebot profitieren. Auch Mütter mit Kinderwagen werden dies als attraktiv empfinden in einem Umfeld, das sich mit kleinen und größeren Lädchen und Geschäftsideen auf diesen kommunikativen Treffpunkt noch einstellen wird. Netto wie Brutto, wird Coppenbrügge also nur profitieren. Und Peschka wird alle Jahre wieder sein Rendezvous mit dem Weihnachtsmann und dem Osterhasen haben.

Und die bislang eher spöttisch registrierte einsame Abbiegespur auf der Bundesstraße 1 zum lange Zeit nicht vorhandenen Netto-Markt, vor vielen Jahren schon voller Hoffnung mit öffentlichen Geldern gebaut, hat endlich ihren Sinn bekommen. Weil es einen Bürgermeister gab, der noch an den Schokoladen-Weihnachtsmann geglaubt hat. Ersatzweise an den Osterhasen.

 

 
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