Götz Alsmann, Bill Ramsey, Jean Pütz und Günter Willumeit - das Staraufgebot zur Münchhausenpreis-Verleihung

Alsmann hat vom "Lügenbaron" gelernt - er behauptet in seinem Bodenwerder-Blues, er wolle in die Münchhausenstadt ziehen

Von Veronica Maguire und Ralph Lorenz

Bodenwerder (wbn). „Wetten, die spielen gleich…“ – Götz Alsmann, der leidenschaftliche Jazz-Musiker mit der provozierenden Haartolle, blickt erwartungsvoll zur Bühne und gibt seinem Tischnachbarn paar Takte vor. Tatsächlich, die Tanzschule „Für Sie“ setzt sich mit „Let it swing“ zur erratenen Melodie in Bewegung – in stylischem Oldie-Outfit und weißen Socken. „Hab ich’s nicht gesagt?“ triumphiert Alsmann.

Er ist gut drauf, kann sich freuen wie ein kleiner Junge und setzt sein spitzbübisches Lächeln auf, das inzwischen markanteste Lächeln des Nordens. Bekannt aus „Zimmer frei“.  Aus vielen Gute-Laune-Sendungen rund um den Jazz der 50er und 60er Jahre. Auf seine Tolle will er angeblich nicht mehr angesprochen werden. Aber das ist eine Lüge des Münchhausen-Preisträgers 2010. Natürlich weiß er was er der Tolle schuldig ist, dem effektivsten Markenzeichen einer außer Rand und Band geratenen Nachkriegsgeneration, die damals ihre Partnerin auf der Bühne nach allen Regeln der Kunst öffentlich mit akrobatischen Überwürfen misshandelte - und das bis heute Rock’n Roll nennt.

Es war die Zeit, in der die Frisur mit Zuckerwasser statt mit Gel aufgepeppt wurde, die „Frauleins“ ihre langen Beine unter neckisch wippenden Petticoats verbargen und sich damit auch noch höchst aufreizend auf rote Vespa-Roller drapierten. Zum Wirtschaftwswunder kam das "Frauleinwunder". Die Motorroller gehörten zu den Wirtschaftswunder-60ern wie die Italienreise. Und kein Wunder: Ein solcher Roller stand auch dekorativ auf der Bühne der Götz Alsmann-Hausband in Bodenwerder bei der Münchhausen-Preisverleihung.

(Zum Bild: Ramsey, Alsmann und Bodenwerders Bürgermeister Schmidt. Foto: Lorenz)

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Die Roller gehörten damals so selbstverständlich dazu wie Bill Ramsey, der 60er-Jahre-Eisdielenhits wie den „Schokoladeneisverkäufer von dem anderen Stern“ sang. Und auch der Bill Ramsey stand an diesem Abend auf der Bühne bei den Mittendorfs. Dieses stilvolle Arrangement war das beste, was dem Münchhausen-Preisträger Götz Alsmann passieren und dem Veranstalter an diesem Abend zur Preisverleihung einfallen konnte.

Jetzt mal ehrlich: Götz Alsmann kennen viele, vor allem im Norden. Aber Bill Ramsey, den ewig swingenden US-Air Force-Boy mit dem Khaki-Hemd und der schräg aufgesetzten Schiffchenmütze, kannten ganze Generationen nach dem Krieg.  Er war der mit amerikanischem Akzent knödelnden Spaßvogel vom Dienst. Mitsamt seiner „Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe“, dessen „Mimi ohne Krimi nie ins Bett ging“. Verzeihung Götz Alsmann, aber das sind die Relationen des tatsächlichen Bekanntheitsgrades im Vergleich Alsmann und Ramsey, der eigentlich gar nicht anzustellen ist.

Bill Ramsey ist das Original aus jener Zeit – und Götz Alsmann bedient sich musikalisch und kulturell als überaus erfolgreicher Entertainer der Erinnerungen an jene Wirtschaftswunder-Zeit. Und auch deshalb war es eine geniale Idee, Bill Ramsey als Laudator für den diesjährigen Münchhausen-Preisträger Alsmann zu gewinnen. Deshalb auch hatten sich 1.500 Besucher an diesem Abend im großen Saal des Ausflugsgasthauses Mittendorf in Buchhagen eingefunden. Ein Rekordbesuch für die Preisverleihung!

Dazu kam noch Jean Pütz aus Köln, der mit dem buschig gezwirbelten Schnauzbart aus den schlauen WDR-Sendungen und seinen massentauglichen Wissenschafts-Gags aus dem Chemiebaukasten. Der Münchhausen-Abend war mit dieser Starbesetzung so gesehen schon von der Papierform her gerettet, bevor er angefangen hatte. Noch bevor die ersten Akteure auf die Bühne des Ausfluggasthauses Mittendorf kamen, befand sich das Publikum auf einer lebhaften Zeitreise.

Landrat Rüdiger Butte erzählte den Weserbergland-Nachrichten.de verschmitzt  im Beisein seiner Frau wie er in jungen Jahren einen Bart trug und irgendwann seine Frau vor eine Wahl stellte, die gar keine war – er hatte das damals Ende der 60er in Mode gekommene Bärtchen zur Hälfte abrasiert und sie gefragt, was ihr besser gefalle… Die Hälfte mit Bart - oder die andere Hälfte ohne Bart? Er verstand sich damals schon darauf sein Gegenüber hintersinnig vor Entscheidungen zu stellen, die gar keine waren. Hans-Peter Thul, der Ex-Bundestagsabgeordnete der Region, erinnerte sich an die Grundlagen seines Saxophonspieles – das Saxophon gab den 60er Jahre-Sound schlechthin. Und auch das schafft kollektive Erlebnisse ganzer Generationen: Der Zahn der Zeit hat sie alle irgendwie und mehr oder weniger gezeichnet.

Als Bill Ramsey zusammen mit Götz Alsmann, Jean Pütz und den früheren Münchhausenpreisträger Günter Willumeit  in die erwartungsvolle Halle kommt, wirkt Ramsey erschöpft.

Um so erstaunlicher die Verwandlung, als Ramsey die Bühne betritt – da blitzt die Show-Präsenz von einst auf. Und an seiner Performance können sich Jüngere noch immer ein Beispiel nehmen. Hier kommt ein wirklicher Star, der es nicht nötig hat als "Superstar" angekündigt zu werden. Die Laudatio, die Ramsey für seinen jüngeren Freund Alsmann übernommen hat, ist die beste, die jemals in diesem Festsaal für einen Preisträger gehalten worden war. Ramsey hat das beste gemacht, was er tun konnte – er hat die Laudatio gesungen. Und nicht biographische Daten aufgezählt. Alsmann hat's sichtlich genossen. Er bedankte sich auf seine Weise beim Publikum und dem Kuratorium der Stiftung Sparkasse Bodenwerder. Mit seinem getragenen Bodenwerder-Blues, in dem er seine Frau auffordert das Haus in Münster zu verkaufen und nach Bodenwerder an die Weser zu ziehen.

Das ist zumindest clever gelogen – Baron Münchhausen hätte es nicht besser gekonnt. Solche Lügen hört man in Bodenwerder gleichwohl gerne.

Es wurden noch viele Lobpreisungen an diesem Abend ausgesprochen, kurze und längliche, allesamt gut gemeint. Die gehaltvollste Ansprache hielt der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Weserbergland Friedrich-Wilhelm Kaup. Seine Rede war nämlich  10.000 Euro plus 1844 Euro wert, die er der Stiftung Sparkasse Bodenwerder anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Sparkasse Weserbergland überbrachte. Die Stadtsparkasse Bodenwerder, seit 1844 bestehend, ist das südlichste „Puzzle-Teilchen“ im Gesamtpuzzle der lokalen Sparkassen, die sich  in dem Regionalverbund „Sparkasse Weserbergland“ wiederfinden. Eine 100 Jahre währende Erfolgs-Story. Wer weiß, was der Lügen-Baron Münchhausen daraus gemacht hätte.  

(Zu den Bildern: Götz Alsmann reißt abwechselnd die Arme hoch, springt auf den Stuhl - er kann sich richtig freuen. WDR-Star Jean Pütz ruft Alsmann als Assistenten für seine kleinen Zauber-Kabinettstückchen aus seiner Wissenschafts-Showeinlage auf die Bühne. 11.844 Euro von der Sparkasse Weserbergland - die Mitglieder der Stiftung hatten allen Grund zur Freude. Foto unten: Veronica Maguire, Herausgeberin der Weserbergland-Nachrichten.de, im Gespräch mit Bill Ramsey. Die gebürtige Schottin (aus Glasgow) stellte fest, dass Ramseys "Familie" aus einem Ort in der Nähe der schottischen Stadt Edinburgh stammt. Konkret gesagt: aus Dalhousie. Blick in den Festsaal mit gut 1.500 Besuchern. Fotos: Lorenz)

 
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