Der Kommentar

Für wie blöde halten Sie uns Frau Willamowius?

Von Ralph L o r e n z

Als Dezernentin in Hameln habe sie die Möglichkeit, „Theorie und Praxis miteinander zu verzahnen“. So hat sich Hamelns Stadträtin und Dezernentin  für die Fachbereiche Recht und Sicherheit, Bildung, Familie und Kultur im April des vergangenen Jahres nach ihrer Einstellung im Hamelner Rathaus vernehmen lassen. Gaby Willamowius hat genau dies nicht geschafft, zumindest was die Modernisierung des Hamelner Museums betrifft.

Etwas weniger Theorie und mehr Sinn für das Machbare und die Realität hätten ihr klägliches Versagen am Projekt Museumsumbau mildern können. Hölzern und unsensibel hat sie den aktuellen Stand des Museums-Umbaues der Presse dargestellt. „Ja, es stimmt. Es sind auch Bauverzögerungen eingetreten.“ Dieses Eingeständnis enthält die in dieser Woche verbreitete Pressemitteilung der Stadt (vorstehend im Wortlaut veröffentlicht). Es sind aber Zweifel erlaubt, ob die Selbstkritik an dem von Gaby Willamowius zu wesentlichen Teilen mitverantworteten Projekt so weit reicht, dass sie die grundlegenden Fehler selbst erkennt. Unfassbar, die Überheblichkeit im Umgang mit den Kritikern. Beispiel ist die Ermahnung zu Beginn der Pressekonferenz, „nach vorn und nicht zurück zu schauen“. Ja, liebe Frau Willamowius, für wie blöde halten Sie denn die Medien in Hameln? Anlass dieser Pressekonferenz war doch die dringende Notwendigkeit zu fragen, was da eigentlich in den vergangenen Monaten passiert ist! Warum hat der Museumspädagoge gekündigt und ist nicht zügig ein Ersatz gefunden worden. Warum ist der Zeitplan so überzogen worden, dass der Museumsverein in Finanznot gerät?

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Weshalb sind Personalentscheidungen getroffen worden, deren Sinngehalt sich einem Außenstehenden nicht ohne weiteres erschließt. „Nach vorne gucken“, so haben Sie’s wohl gemeint, heißt doch den Problemen den Rücken zuzuwenden und dafür einen Blick nach vorn ins Lippmannsche Phantasialand zu werfen. In die wabernden Nebel der Unverbindlichkeit. Für dumm verkauft haben Sie den gesamten Museumsverein, einschließlich des Vorsitzenden Klaus Arnold. Der hat so nebenbei erfahren dürfen, dass die Museumseröffnung, wenn überhaupt noch in diesem Jahr, dann allensfalls im Oktober erfolgen könnte. Zur Erinnerung: Das Museum sollte eigentlich schon im Frühjahr eröffnet werden und die Bautätigkeit bereits im vergangenen Jahr abgeschlossen sein. Die nicht vorhergesehene Verlängerung um ein weiteres Jahr kostet allein den kleinen Idealistenhaufen des Museumsvereins 35.000 Euro, die nicht eingeplant waren.

Besonders schlimm: Diejenigen, die unmittelbar die finanziellen Folgen zu tragen haben, werden über Monate hinweg im Unklaren gelassen und erfahren den neuen Zeitablauf so ganz nebenbei als ein Brosamen, das vom Tisch fällt, auf einer Pressekonferenz. Das ist beispiellose Intransparenz und Ignoranz. In dieses Gesamtbild fügt sich das Redeverbot für die Museumsleiterin Dr. Snell. Sind das die neuen Moden, die Sie, Frau Willamowius, aus der Staatskanzlei in Hannover nach Hameln eingeschleppt haben?

Wie ein Springteufel aus der Schachtel: Schlichte als der Überraschungs-Koordinator

Entlarvend sind die „Maßnahmen“ die jetzt „umgehend eingeleitet“ werden. Sie haben den Einsatz einer Volontärin auf zwei Jahre verlängert, um das „Museumsteam personell besser aufzustellen“. Das kann doch nicht der Ernst sein! Hier wird eine Person, die mit einem geringfügigen Entgelt entlohnt wird und sich noch in einer Ausbildungssituation befindet, als billige Arbeitskraft missbraucht. Noch absurder, die Schwangerschaft der Volontärin wird unter anderem als Entschuldigung für den Zeitverzug aufgeführt. Jeder Betriebsrat würde einen Personalchef zusammenfalten, der sich derart dreist herausredet.

Doch der eigentliche Hammer kommt noch.  Wie ein Springteufel aus der Schachtel taucht Stefan Schlichte wieder auf. Der alte Stadtmanager. Der hatte als Event-Guru den Bettel hingeschmissen und soll’s jetzt wieder richten: Man höre und staune als Projektkoordinator bei diesem 4,5 Millionen-Euro-Projekt. Dass er der sachkundige Mega-Controller, der große Steuermann in Bauangelegenheiten und der Supervisor für alle Problemlagen in einem tatsächlich komplexen Bauprojekt ist, muss den Headhuntern im Norden der Republik entgangen sein. Bislang ist er als Eventmanager in Erinnerung, wo er seine solide Qualität bewiesen hat.

Der Verdacht, Schlichte auf verkrampfte Weise durch die Hintertür recyceln zu wollen, drängt sich auf. Aus der Abteilung Verblödung stammen die Antworten der städtischen Vertreter, wenn nach den Kosten dieser Hintertür-Aktion gefragt wird. Dann beruft sich Frau Willamowius vornehm darauf, dass zu Gehaltsfragen grundsätzlich keine Auskunft gegeben werde.

Warum soll ein Eventmanager mehr können als die im Bauamt?

Auch hier wieder sollen die kritisch Fragenden als Dummerchen dargestellt werden, die sich nicht in verwaltungsinterne Denkweisen einfühlen können. Von wegen Datenschutz und so. Stadtsprecher Wahmes gab den Fragenden gar den Rat eine bestimmte Tarifklasse zu „googeln“. Könnte es sein, dass den Oberlehrern im Rathaus entgangen ist, dass hier nicht nach dem Tarif eines bestimmten Beamten gefragt wird sondern im Interesse des Steuerzahlers nach den öffentlichen  Ausgaben für Dienstleistungen, die durch externe Dritte erfolgen?

Bluffen, tricksen, hinhalten, vertuschen – wer das nötig hat im Hamelner Rathaus, versucht die Rattenfängergeschichte zu wiederholen. Projektkoordination klingt gut. Aber warum wird der „Projektkoordinator“ zu einem Zeitpunkt angeheuert, zu dem alle Weichen gestellt und alle Züge längst abgefahren sind? Bekanntlich wird der Koordinator vor Projektbeginn aktiv und nicht zum Schluß nach dem schwäbischen Handwerkermotto: „Meister s’ G‘schäft is fertig, soll ih’s glei richta?“  Schlichte, der Koordinator, soll „den aktuellen Projektstand erheben“. Mit anderen Worten: Willamowius und Co. haben längst den Überblick verloren. Er soll auch „die sehr komplexen Abstimmungen zwischen Bau und Vorbereitung der Neuen Dauerausstellung vornehmen“, „die parallele Abarbeitung der Prozesse aufeinander abstimmen“ sowie die „Zeit- und Budgetplanung sichern“. Wenn das so ist: Was machen dann die Fachbereichsleiter? Wozu haben wir die gut dotierten Stellen im Bauamt?

Was wäre eigentlich passiert wenn der Museumspädagoge nicht gekündigt hätte?

Die Verpflichtung des Projektkoordinators Schlichte wird uns jetzt als Geniestreich verkauft. Gleichzeitig erfahren wir, dass zunächst nicht die Notwendigkeit gesehen wurde für den ausgeschiedenen Museumspädagogen - angeblich ging es nur um knapp 500 Euro mehr, die der fleißige und kompetente Mann haben wollte - unverzüglich einen Nachfolger einzustellen. Stattdessen sollte erst einmal die Priorität der Verpflichtung eben jenes unentbehrlich erscheinenden "Koordinators" gelten. Da schließt sich ja sogleich die nächste Frage an: Was wäre gewesen, wenn der Museumspädagoge nicht gekündigt hätte? Wäre dann nicht die Notwendigkeit der Projektkoordination erkannt und lustig weitergewurstelt worden?

Die Frage wurde klar und deutlich in der Pressekonferenz gestellt. Lippmanns Dezernentin hat diese Frage selbstredend nicht verstanden.

Hamelns touristische Attraktion sind Pleiten, Pech und Pannen

Vor allem aber: Was macht eigentlich die gut bezahlte Dezernentin Willamowius? Sie macht zumindest keine gute Figur. Krisenmanagement ist nicht ihr Ding. Theorie und Praxis sind noch immer nicht verzahnt und das Museum ist nur einen Steinwurf weit entfernt von der ausgebeinten Investitionsruine des Weserrenaissance-Hochzeitshauses.

Hameln sollte einen neuen Stadtrundgang auf chinesischem Kopfsteinpflaster anbieten (unter Einbeziehung der Industriegebiete): Für den Rattenschwanz der Sehenswürdigkeiten aus der Rubrik Pleiten, Pech und Pannen.

 

 
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