Dieses Bild sagt mehr als tausend Worte

Lasst die Stadtführungen des Rattenfängers künftig auf Knien stadt-finden! Hier outet sich die Hamelner Kleinkariertheit

Von Ralph Lorenz

Hameln (wbn). Ralf Hermes vom BUND in Hameln  hat als erster die Spur gelegt. Er hat am 20. Juni in „Wesio“ die rattenscharfe Frage gestellt : „Was ist hier abgebildet?“ Dazu das neue Pflaster-Foto aus der Fußgängerzone. Mehr nicht. Der Clou hat das Zeug zum Schenkelklopfer gehabt. Manche Bilder sagen einfach mehr als tausend Worte.

Und seitdem reden mal wieder die Stadtoberen gegen die Wirklichkeit an. Gegen den gesunden Menschenverstand, gegen die von Natur aus gegebene Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen. Sie reden sich das Ratten-Pflaster schön  und beschwichtigen: Die Kupfer-Ratten müssten nur poliert werden, damit sie glänzen. Also muss mal wieder das Ratten-Image aufpoliert werden. Hamelns roter Themen-Faden  –  die Rattenleitspur für Touristen durch die Rattenfängerstadt – kostet im ersten Bauabschnitt der Fußgängerzone rund um die Kirche am Pferdemarkt gut 18.000 Euro. Und das ist erst der Anfang der Geldverschwendung!

Das Geld für die Kupfer-Ratten ist gut versteckt

Das Geld ist gut versteckt. Eine Gefahr, dass die werthaltigen Steine wegen ihrer Kupfer-Motivschicht geklaut und als Souvenir nächtens außerhalb der Stadt entführt werden, besteht nicht. Was man nicht sieht, kann man nicht klauen.  So einfach ist das. Die Kupfer-Rattensteine als sichtbarer Wegweiser erschließen sich weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick. Man muss schon einen Rattenspur-Touristenführer haben, der das Geheimnis preisgibt und auf allen Vieren rumrutschend zeigt, wo überall im Einzelnen  die kleinkarierten Rattensteine versteckt sind. In der Oster-Straße könnte das dann zu einer Art Ratten-Ostereiersuche werden. Vielleicht war dies auch bezweckt. Die Planer der Fußgängerzonen-Sanierung versprechen sich von dieser buchstäblich kleinkarierten Leitlinie (10 mal 10 cm in Grau) einen Bekanntheitsgrad wie beim „Roten Faden“ in Hannover. Der Unterschied dazu ist allerdings: In Hannover hat man den Roten Faden nicht verloren.

(Zum Bild: Ei, wo sind denn die Ratten? Das Foto wurde aus der Kopf-Perspektive eines Fußgängers gemacht. Foto: Lorenz)


Die Botschaft der unsichtbaren Kupferratten ist klar: In der Rattenfängerstadt gibt's nichts zu sehen!


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Mag ja schon sein, dass sich der Hamelner Schildbürgerstreich mit den unscheinbaren Kupferratten bundesweit herumspricht. Das wäre aber nicht gut, denn die Botschaft ist wiederum: In Hameln gibt’s nichts zu sehen. Das eine kommt vom anderen. Kleinkarierte Geister haben eine kleinkarierte Lösung gefunden. Das kleine Karo steht für Mutlosigkeit und mangelndes Vorstellungsvermögen. Es sagt mehr über die Kopfstein-Pflaster-Köpfe der Fußgängerzone als diese eigentlich zugeben wollen. Solche Ergebnisse kommen nämlich dabei heraus, wenn mangelndes Vorstellungsvermögen am Planerschreibtisch obwaltet. Das erstaunt um so mehr als die Klein-klein-Lösung mit dem Namen der Architektin Deeken verbunden ist, die schon von Berufswegen den Umgang mit den richtigen Dimensionen gelernt haben müsste. Format haben – hier bekommt der Begriff seine eigentliche Bedeutung. Profi-Layouter, Designer, Bildhauer oder Fotografen – also alle, deren Profession die optische Umsetzung einer an sich guten Idee ist – hätten diese Biedermannkapriole verhindern können. Aber sie wurden wohl  aus Motiven der Arroganz nicht gefragt.

Hilfsweise hätte ein Muster zur Sichtprobe großflächig ausgelegt werden können. Dann wäre die Absurdität augenfällig geworden. Doch jetzt kommen die hinhaltenden Hinweise derer, die sich als inkompetent erwiesen haben und das nicht zugeben können. Demzufolge müsse man warten, bis sich die Kupfer-Köpfe auf dem Kopfsteinpflaster reflektierend erhellen – wohl blankgescheuert durch Fußsohlen. Doch bescheuert ist, wie gesagt, schon das Klein-klein-Format. Imagemäßig lässt es sich nicht mehr aufpolieren.  Es verrät die Angst-Köpfe der Entscheider im Rathaus. Einerseits sollen die Ratten als kopfsteinpflastergroße Platte auffallen, andererseits sollen sie nicht zu sehr ins Auge stechen und das Grundmuster stören. Ja was nun?  Wollte man die Quadratur des Kreises?

Wenn die ECE-Managerin und die Oberbürgermeisterin sich schon bücken mnüssen...

Es gibt ein bezeichnendes Foto auf der Stadt-Website. Hamelns Oberbürgermeisterin Susanne Lippmann und ECE-Centermanagerin Kirsten Jackenkroll  kauern in unbequemer Haltung am Boden um für den Fotografen eines der Bronze-Kopfstein-Rattenmotive  ins Bild zu halten.  Man muss also schon am Boden rumrutschen um die in Bronze gegossenen Spuren des Rattenfängers wahrnehmen zu können. Da hätten die beiden Damen umgehend die Notbremse ziehen müssen. Eine unnötig mit Edelmetall gepflasterte Fußgängerzone kann sich gerade die hoch verschuldete, mit hehren Sparvorsätzen gepflasterte Rattenfängerstadt nicht leisten.

Der „Hamelner Markt“ hatte sich nach der Vorwarnung des BUND-Vorsitzenden Ralf Hermes vergangene Woche mit seinem Aufmacher rund um den „Schildbürgerstreich“ verdient gemacht und  den Stein des Anstoßes auch in einem Kommentar von Erol Hesse-Öztanil klar benannt. Vor allem erinnert der Markt-Chefredakteur an die seinerzeit aufgemalte weiße Rattenspur, die sich in die kollektive Erinnerung der Touristen höchst sympathisch eingebrannt hatte. Wäre es nicht auch mit 'nem Eimer Farbe getan gewesen?

Das Rattenmalen in der Innenstadt wäre ein Event gewesen, das keine andere Stadt bietet


Jedes Jahr hätten Freiwillige, ob Groß oder Klein, mit einer Schablone im Gefolge des Rattenfängers zum offiziellen Rattenmalen antreten können. Das wäre eine Hameln-typische Spaßaktion gewesen, erfordert aber  eben Gestaltungsphantasie. Doch das wäre dann irgendwie wieder zu stark aufgefallen in der schönen Stube von Hameln, die in der Planer-Perspektive der Stadt-Designer so schön aussähe.

Wenn da nicht der Störfall Mensch wäre. Der verschandelt schon jetzt das schön-sterile Arrangement unserer Welt- und Stadtverbesserer. Indem er das Pflaster nebst Ratten einfach mit Füßen tritt. Und nicht mal hinguckt. Schlimmer noch: Gar nichts sieht.

Die Stadtführungen sollten künftig auf den Knien stadt-finden.

 

 

 
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