Buchhandlungen in der Region führen schon Wartelisten

Vergriffen, noch bevor es richtig erscheint - Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" ist auch im Weserbergland der Renner

Hameln (wbn). „Deutschland schafft sich ab“, heißt das neue Buch des ehemaligen Berliner Finanzsenators (SPD) und heutigen Vorstandsmitgliedes der Bundesbank, Thilo Sarrazin. Der Titel hat seine Wirkung nicht verfehlt. Viele Deutsche schaffen sich das Buch an, weil sie eine Bestätigung ihrer bislang hinterm Berg gehaltenen Meinung erwarten – viele schaffen es sich jedoch auch an, um sich daran zu reiben und die letzte Bestätigung darin zu suchen, dass Sarrazin für die deutsche Sozialdemokratie und die „political correctness“ in Germanien unzumutbar geworden sei.

Das Grosteske an dieser Bucherscheinung: Nahezu niemand hat das Werk gelesen, weil es erst in der kommenden  Woche auf den Markt kommt – aber schon vor Erscheinen wird es in der veröffentlichten Meinung weitgehend als provokativ und skandalös verrissen. Gleichwohl ist das Buch aber wegen der hohen Nachfrage bereits im Vorraus vergriffen. Die Buchhandlungen im Weserbergland bestätigen den Hype um das Sarrazin-Buch und berichten von vielen Vorbestellungen und noch mehr Nachfragen. Buchhändler Heiner Stender („Unser Dorf liest“) aus Coppenbrügge hatte auch am heutigen Samstag wieder etliche Kunden in seiner etablierten Buchhandlung Schlange stehen und stellt aufgrund der Leseproben, die in „Bild“ und „Spiegel“ erschienen sind, fest, dass es verblüffende Übereinstimmungen gibt. Und zwar zwischen den ebenfalls als Buch erschienen juristischen Alltags-Erfahrungen der Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig, an deren Selbstmord weiterhin hartnäckig gezweifelt wird, und dem umstrittenen Buch des Ex-Finanzsenators.

(Zum Bild: Der bei DVA erschienene Titel wird bereits in der dritten Auflage gedruckt. Die erste umfasste 70.000 Exemplare und war sofort vergriffen. Foto: DVA)

Heisig ist die Praktikerin, Sarrazin der Theoretiker. Heiner Stender, der keineswegs in der rechtsradikalen Ecke verortet werden kann und ein erwiesener NPD-Gegner ist, findet zumindest, dass die angesprochenen Fakten und Thesen sachlich und ohne Schaum vorm Mund betrachtet werden müssten. Das scheint vor allem den Kritikern aus Sarrazins eigener Partei schwer zu fallen. Etwa wenn Sarrazin über den Islam schreibt: „Bei keiner anderen Religion ist der Übergang zu Gewalt und Terrorismus so fließend.“ Dann wird wegen vermeintlicher Türken- und Migrantenfeindlichkeit von der Linken bis zur CDU Alarm geschlagen. Heiner Stender wird zumindest zu den ersten Lesern gehören und sich aufgrund der starken Nachfrage entsprechend eindecken. Vom DVA-Verlag erhielt er allerdings dieser Tage die Auskunft, dass die Auflage noch vor Erscheinen vergriffen sei. Wieviel Exemplare Stender am Dienstag an seiner Ladentheke vorhalten kann, weiß er deshalb nicht. Ähnlich ist es in den anderen Buchhandlungen der Region. Matthias in Hameln hatte sogar schon einige erste Exemplare vorliegen, die aber schnell verkauft waren. Jetzt gibt es eine erkleckliche Liste von Vorbestellungen. Von einer „recht erheblichen Nachfrage“ spricht auch Seifert in Hameln. Frommhold in Bückeburg hat ebenso eine Bestell-Liste wie Hinrichsen in Holzminden.

Die Nachfrage wird auch im Weserbergland steigen, solange die Diskussion mit neuen kontroversen Beiträgen auch an diesem Wochenende angeheizt wird. Nun hat sich auch  Niedersachsens türkischstämmige Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) in die Diskussion eingeklinkt und Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD) vorgeworfen, Migranten mit seinen Thesen „pauschal zu diskreditieren“. „Es gibt unendlich viele fleißige Zuwanderer, diese verdienen Respekt, nicht Häme.“ Doch genau diese integrationswillige Gruppe ist ja auch nicht die Zielscheibe des „Klartextbeitrages“ von Sarrazin, der als Ex-Senator aus Berlin trocken festhält, dass zum Beispiel in Berlin „20 Prozent aller Gewalttaten von nur 1000 türkischen und arabischen jugendlichen Tätern begangen werden, eine Bevölkerungsgruppe, die 0,3 Prozent der gesamten Berliner Bevölkerung darstellt“.

Der bekannte Publizist Henryk M. Broder indessen wundert sich über die „Erregungskultur“ in Deutschland, die sich zuerst errege und erst dann nachdenklich werde – wenn überhaupt. Der linke Publizist Broder springt überraschend Sarrazin bei mit einer Anmerkung unter Bezug auf ein Tucholsky-Zitat: „Wenn einer bei uns das Kind beim Namen nennt, dann schreit halb Deutschland: Stopft ihm das Maul!“

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin, Klaus Zimmermann, hält Teile der Einwanderungs-Thesen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin ebenfalls für berechtigt. „Die Äußerungen von Herrn Sarrazin haben einen berechtigten Kern, wo sie auf unsere Fehler bei der Selektion und der Integration hinweisen“, sagte er dem in Berlin erscheinenden „Tagesspiegel“.  SPD-Chef Sigmar Gabriel indessen legte Sarrazin wegen seiner Positionen zur Ausländerintegration bereits den Parteiaustritt nahe. Doch auch er kennt das Buch offenbar noch nicht zur Gänze.

 
female orgasm https://pornlux.com analed