Das geht uns alle an - auch im Weserbergland

WWF warnt: In zwanzig Jahren brauchen wir einen zweiten Planeten

Berlin/Hameln (wbn).  Die Menschheit lebt über ihre Verhältnisse, dies ist die zentrale Botschaft des „Living Planet Reports 2010“, den der World Wide Fund For Nature (WWF) heute vorgestellt hat. Sinnigerweise erfolgte die Vorstellung des Berichtes in einem Berliner Konsumtempel. Die Botschaft geht jeden an, auch im Weserbergland.

Zwar können gerade in dieser Region die Naturschützer beeindruckende Erfolge mit einem sich verändernden Umweltbewusstsein erzielen, doch sprechen anderswo die Zahlen eine klare Sprache. Wenn der Raubbau an der Natur so weitergeht, bräuchte die Menschheit in zwanzig Jahren einen zweiten Planeten! Hier die Bestandsaufnahme des WWF: Der Bestand von 2.500 ausgewählten Tierarten, die charakteristisch für die unterschiedlichen Land-, Meeres- und Süßwasserökosysteme der Erde sind, ist seit den 70er Jahren im Schnitt um rund 30 Prozent zurückgegangen. In den Tropen ist der natürliche Reichtum sogar noch stärker eingebrochen. Hier gingen die Populationsgrößen um fast 60 Prozent zurück. Der Living Planet Report dokumentiert, dass die Ursache für den Artentod im wachsenden Hunger nach Rohstoffen und natürlichen Ressourcen zu finden sind. „Um die Nachfrage nach Nahrung, Energieträgern und anderen natürlichen Rohstoffen zu decken, bräuchte man schon jetzt einen zweiten Planeten“, betont Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. Der scheinbare Wohlstand in den Ländern mit hohem Einkommen werde mit dem biologischen Reichtum unter anderem der Tropen erkauft. Auch Deutschland gehöre zu den ökologischen Schuldnerländern.

(Zum Bild: Fischerei in Papua Neuguinea - Süßwasserfische liefern in vielen Entwicklungsländern bis zu 70 Prozent des tierischen Proteins in der menschlichen Nahrung. Foto: Brent Stirton / Getty Images / WWF) 

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Der „Living Planet Report“ des WWF ist eine umfassende Langzeituntersuchung zur Entwicklung der biologischen Vielfalt in den vergangenen 40 Jahren. Er erscheint alle zwei Jahre. Neben der „Volkszählung“ ausgewählter Arten analysiert die Studie den so genannten „ökologischen Fußabdruck“ der Menschen in den verschiedenen Regionen der Welt.  Dabei  wird der Verbrauch an nachwachsenden Rohstoffen in die zur Produktion notwendige Fläche umgerechnet. Der Landverbrauch für die Nahrungsmittel- und Holzproduktion wird ebenso berücksichtigt wie die für Städte, Straßen und andere Infrastruktur benötigten Gebiete. Zudem bezieht die Modellrechnung die Waldfläche ein, die nötig ist, um das Treibhausgas CO2 aufzunehmen.  

Verteilt man die natürlichen Schätze gerecht, stünden bei der aktuellen Weltbevölkerung jedem Erdenbürger maximal 1,8 Hektar zu. Doch die Realität sieht anders aus:  In den reichen Staaten ist der ökologische Fußabdruck der Menschen rund fünf Mal so groß wie in den ärmeren Ländern. Deutschland steht mit rund fünf  Hektar pro Kopf im Mittelfeld. Besonders verschwenderisch leben die Menschen u.a. in den Vereinigten Arabischen Emiraten und den USA mit einem Pro-Kopf Verbrauch von nahezu zehn Hektar.  

Die industrielle Fischerei hat 70 Prozent der Fischgründe weltweit stark geschädigt

Negativ schlägt vor allem der hohe Energieverbrauch mit dem damit verbundenen CO2-Ausstoß zu Buche. Mittlerweile geht fast die Hälfte des ökologischen Fußabdrucks auf die Bereitstellung von Energie zurück. Das gilt auch für Deutschland. Dieser Anteil hat sich in den vergangenen 50 Jahren mehr als verzehnfacht. Der Raubbau an den natürlichen Ressourcen wird auch auf anderen Gebieten deutlich: Die industrielle Fischerei hat 70 Prozent der Fischgründe weltweit stark geschädigt. Weil die großen Fische immer seltener werden, konzentrieren sich die Fangflotten auf kleinere Fische und Krill. Weltweit sind dadurch 520 Millionen Menschen gefährdet, die von der Fischerei abhängig sind. Ähnlich die Situation der Wälder: Jährlich gehen 130.000 Quadratkilometer Waldflächen durch die Umwandlung in Weide- und Anbauflächen verloren. Das entspricht etwa der 1,5-fachen Fläche Österreichs.

Der WWF Report macht deutlich, dass die OECD-Staaten derzeit mit 40 Prozent noch den größten Anteil am ökologischen Fußabdruck haben. Durch die hohe Bevölkerungszahl in China, Indien, Brasilien und Russland und den wachsenden Konsum wird der Fußabdruck dieser Länder ebenfalls immer tiefer.  

„Wir leben in einer trügerischen Ruhe“, warnt Eberhard Brandes. „Der  Living Planet Report zeigt deutlich, dass es höchste Zeit ist, Lösungen zu entwickeln, wie die wachsenden Bedürfnisse der Weltbevölkerung mit den vorhandenen Rohstoffen gedeckt werden können. Vor dem Hintergrund, dass 2050 voraussichtlich mehr als neun Milliarden Menschen die Erde bevölkern werden, ist die Lösung dieser Frage fundamental.“ Der westliche Lebensstil habe zu einer gefährlichen Schieflage des Planeten geführt. Je früher die Trendumkehr geschafft werde, desto besser.  

Sechs Forderungen um dem "Würgegriff" zu entgehen

Der WWF stellt sechs Forderungen auf, um den Planeten aus dem „Würgegriff“ zu befreien:  

Eine neue Definition von Wohlstand ist überfällig. Die Konzentration auf die Steigerung des Bruttosozialprodukts führt in die Irre. In einer Welt mit begrenztem Ressourcenangebot kann es kein unbegrenztes Wachstum geben.

Die Menschheit muss mehr in ihre natürlichen Schätze investieren. Dazu gehört die Einrichtung und Finanzierung von Schutzgebieten. Der WWF empfiehlt, 15  Prozent der Erdoberfläche zum Schutzgebiet zu erklären. Insbesondere bei den Küsten und Hochseeschutzgebieten besteht großer Nachholbedarf. 

Eine nachhaltige Energieversorgung ist die fundamentale Herausforderung. Investitionen in die Energieeffizienz und die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energieträger fundamental. Die Treibhausgasemissionen müssen bis 2050 um 95 Prozent reduziert werden. Gleichzeitig müssen die Ernährungsgewohnheiten der Menschen, insbesondere der Fleischkonsum auf den Prüfstand.

Die zur Verfügung stehenden Flächen sollten intelligenter genutzt werden. Ein Kompromiss zwischen Flächennutzung zur Nahrungsmittelproduktion, Produktion von Biokraftstoffen und Flächenschutz muss erarbeitet werden.

Die Naturschätze der Erde müssen gerechter nachhaltig genutzt werden. Dazu braucht es eine gerechtere Verteilung, z.B. etwa durch nationale Budgets (von Kohlenstoff, etc.) und die Abschaffung von pervertierten umweltzerstörenden Subventionen.

Die internationalen Bemühungen zum Schutz der Biodiversität müssen verstärkt werden. Dies beinhaltet die Einrichtung globaler Finanzierungsmechanismen.  

 
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