Der Kommentar
Die Tarnung des Pädophilen ist das, was jeder sieht

Von Ralph L o r e n z

Pädophile sind Meister der Tarnung. Ihre Tarnung ist die Öffentlichkeit. Das Offensichtliche, das ist das Perfide. Es hat Methode.

Pädophile machen sich unentbehrlich. Wie jener Hauptverdächtige, der Langzeitcamper vom Campingplatz in Lügde-Elbrinxen. „Addy“, der Verdächtige, wird als hilfsbereit beschrieben. Ein Kumpeltyp eben. Das ist die Vollnarkose für die Gemeinschaft, mit der man auf engstem Raum lebt. Er macht sich beliebt, drängt sich regelrecht auf. Bei Groß und Klein. Sucht aber vor allem die Nähe zu den Kleinen. Ein Bunting. Ein bunter Hund, wie der Rattenfänger von Hameln, der die Kinder mit magischer Gewalt aus der Stadt führte. Wer sowas macht, will Macht. Und übt sie schamlos aus.

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Es ist einer, der den Eltern auch mal die Last der Kinder abnimmt. Ein Pony herbeischleppt. Da kann man ihm doch garnicht böse sein. Oder?
Ohne Kinder war er wohl schon gar nicht mehr vorstellbar
Ein Mensch, der so gut mit Kindern kann. Und wenn so viele Kinder angeblich auf den lieben „Addy“ fliegen, der so ein Händchen für sie hat, wer vermutet schon soviel Scheiße dahinter?
Irgendwann wird es zu einem normalen Erscheinungsbild, dass der Mann, der keine Kinder hat, kein Vater ist, sich auch bei unschuldigen Schrebergartenfesten rumtreibt, ständig mit Kindern rummacht in einem Milieu der schmuddeligen Bretterverhau-Bütchenbauromantik. Einer, der sich angeblich aufopfert.
Pädophile wissen, dass sie viel Zeit investieren müssen um sich Vertrauen zu erschleichen. Sie können Menschen manipulieren und deren Schwächen ausloten, ziehen alle Register der praktischen Psychologie. Schon im Märchen hat der Wolf Kreide gefressen und sich Großmutters Haube aufgesetzt. Und angebliche Kümmerer sind immer gefragt. Und wer ahnt schon, dass sie sich um Dinge kümmern, die sie gar nichts angehen dürfen?
Die Stunde des Wolfes...
Ist das Bild von dem guten Onkel und Everybody's Darling erstmal im Unterbewusstsein abgespeichert, so schaut niemand mehr wirklich hin. Der ist eben so.
Genau das ist dann die Stunde des Wolfes.
Von der Wirkung dieser verführerischen Mimikrie sind offenbar auch die Mitarbeiterinnen der Jugendämter nicht ausgeschlossen gewesen. Anders ist das nicht erklärbar. Sie haben sich ganz offensichtlich blenden lassen.
Es gibt ein Bild, das den Addy mit einem kleinen Mädchen auf dem Rücken liegend im Bett zeigt. Eine schmierige, widerliche Anmutung ist dieses befremdliche „Beieinander“. Eine Lüge im Liegen. Fürsorgliche, unschuldige Zärtlichkeit zwischen Vater und Tochter sieht anders aus.

Wie naiv waren die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Jugendamtes?
Wenn die Mitarbeiterinnen des Jugendamtes Hameln-Pyrmont bei ihren Besuchen in „Addys“ Behausung auf dem Campingplatz keine Wahrnehmungen gemacht haben, die einen Anfangsverdacht ergeben haben, so muss schon die Frage erlaubt sein wie es um ihre professionelle Distanz und ihre fachlichen Fähigkeiten gestanden ist.
War auch ihnen der schluffige unbürgerliche Addy in seinem kumpeligen Erscheinungsbild mit seinen "Prinzessinnen" so vertraut, dass sie hinter der Nebelwand seiner Tarnvorkehrungen nicht die schemenhaften Umrisse eines berechnenden mutmasslichen Tatverdächtigen erahnen konnten?

Irgendwie muss er ja auch dem Jugendamt nebst Mutter nützlich gewesen sein. In seiner Obhut sollen sich die Schulleistungen seines „Pflege“-Kindes verbessert haben. Das klingt nach Zäsur, nach positivem Einfluss, nach Wende zum Guten. Bis man erfährt, dass dem Addy das Kind auch schon als Baby immer wieder überlassen worden sein soll. Von der Mutter.

Und darum kreist ja auch die Verteidigungslinie des Jugendamtes in Hameln-Pyrmont. Die Mutter habe ja gewollt, dass das Kind zu diesem Mann gebracht wurde. Als ob in anderen Fällen das Jugendamt nicht genug Wege gefunden hatte die Aufenthaltswünsche von Müttern zu ignorieren, ja sogar zu sabotieren.

Nichts gewusst oder nichts wissen wollen?

Im Nachhinein sei man immer klüger, lautet eine weitere Verteidigungslinie der Jugendamtsmitarbeiter und deren Mitstreiter. Doch die bricht jetzt zusammen.

Da gibt es den Vater, der mit eigenen Augen gesehen hat, wie der Hauptverdächtige seiner Tochter in den Schritt gefasst hat. Und nicht nur ihr. In aller Öffentlichkeit, verbunden mit widerlichen, nicht zitierbaren sexuellen Anspielungen. In einer Art fassungsloser väterlicher Notwehr ohrfeigt der Vater den lieben Addy und meldet konsequent den Vorgang der Polizei. Er gibt dies zu Protokoll, zur Akte. Das hätte der Wendepunkt sein können in dieser Serie von mutmasslich mehr als 1000 Einzelstraftaten der widerwärtigsten Art.

Doch was ist aus dieser Polizei-Akte geworden? Das war schon 2016!

Nur wenige Wochen später meldet die Mitarbeiterin eines Jobcenters Beobachtungen, die sehr deutlich auf einen sexuellen Missbrauch des Pflegekindes hindeuten und ebenfalls dem netten Addy zugeschrieben werden. Die Polizei hat hier offenbar nicht selbst ermittelt sondern nur die Jugendämter informiert. Warum eigentlich haben die Polizisten das nicht zur Polizeisache gemacht und die Sache nur durchgereicht? Und die beim Jugendamt haben das festgestellt, was sie immer schon festgestellt haben. Nichts. Jedenfalls nichts von Relevanz. Weil es immer dieselben handelnden Personen waren in diesem Albtraum?

Halten wir kurz mal in Gedanken inne

Halten wir mal inne und lassen die Gedanken spielen. Wie muss man sich eine solche Jugendamts-Stippvisite – mit oder ohne Ankündigung – vorstellen.

Etwa so? Hallo Addy, wir sind‘s schon wieder. Schöner Tag. Du, hör emal… Du sollst… nee, nee nicht? Ha'm wir uns ja gleich gedacht. Naja, wie die Leute so reden. Wir müssen eben der Sache nachgehen. Aber aufräumen kannste mal wieder. Und die, wo ist die denn. Ach, die ist noch in der Schule? Grüß sie schön. Tschühüüüsss! Tschauiii.

War es so?

Die Kernfrage: Warum hat sich das inzwischen acht Jahre alte Mädchen nicht anderen Erwachsenen anvertraut?

Doch wie auch? Aus seiner Sicht ist es an den tollen Kontakten des Tatverdächtigen, den alle alle so liebhaben, geradezu erstickt. Alle waren doch mit dem 56-Jährigen so gut Freund.

Wenn alle den Addy so toll fanden, wie sollte das Mädchen da mit einem leisen Hilferuf Gehör finden? In Polanskis "Rosemaries Baby" wird dramaturgisch nachvollziehbar die zunehmende Isolation einer werdenden Mutter aufgezeigt, die ihre Ängste und Horror-Erlebnisse nicht mehr ihrer Umgebung mitteilen kann. Sie läuft gegen eine Wand verständnisvoll lächelnder Gesichter, wird zur Gefangenen in ihrem Alltag. So könnte sowas ablaufen. Aber zugegeben, das ist nun spekulativ. Die Ermittlungen stehen noch immer am Anfang und niemand weiß wohin sie noch führen. Auf jeden Fall verlaufen sie sich auch im sogenannten Darknet. Dem Kommunikationssumpf unserer Tage.

Nur eine hat den Hilferuf des Mädchens gehört, aber die saß im Job-Center

Und doch hat das Kind in Gegenwart der Jobcenter-Mitarbeiterin, die den Behörden ihren Verdacht des sexuellen Missbrauchs mitgeteilt hat, offenbar den Mut und das Vertrauen gefasst und sich auf seine Art offenbart. Es könne „den Männerschweiß“ nicht mehr riechen, soll das Mädchen gesagt haben. Das ist eine sehr intime Aussage. Und: Die Betonung liegt auch auf Männer, auf die Mehrzahl. Und, dass es „das Ganze nicht mehr wolle“. Also ganz klar: das Unaussprechliche.

Diese Jobcenter-Mitarbeiterin hat in ihrer Fingerspitze offenbar mehr Sensibilität und Problembewusstsein gehabt als die Jugendamt-Profis. Sonst hätte sie sich nicht diese Verdachtsmerkmale gemerkt.

Der leitende Oberstaatsanwalt Ralf Vetter wird von der Lippischen Landeszeitung wie folgt zitiert: „Aussagen in dieser Deutlichkeit kann man nicht einfach abtun.“ Mit anderen Worten: Hier lag und liegt ein zwingender handfester Anfangsverdacht von öffentlichem Interesse vor. Ein Hinweis auf ein mögliches Kapitalverbrechen.

Zum zweiten Mal, nach der eindeutig adressierten Anzeige des Vaters aus Bad Pyrmont.

Es gibt weißgott andere, nicht vergleichbare Fälle mit geradezu verleumderischen Tendenzen, da sind Jugendämter zur Hochform aufgelaufen mit hochnotpeinlichen Befragungen der, wie es sich hinterher herausstellte, zu unrecht verdächtigten Personen.

Wozu hat das Jugendamt Kinderpsychologen?

Hat keine Psychologin angesichts der schweren, sehr konkreten Vorwürfe das Kind zu sehen bekommen? Waren sich die Jugendamtsmitarbeiterinnen in ihrer Fehleinschätzung so sicher, so blind?

Und bitte: Jetzt nicht mit dem Argument des Personalmangels kommen. Und auch die Forderung nach einem verbesserten Frühwarnsystem gegen Kindesmissbrauch dieser Art klingt vor diesem Hintergrund wohlfeil.

Was nützt ein Frühwarnsystem, wenn das Opfer in Gegenwart des Hauptverdächtigen eine deutliche Spur legt und kein Fährtensucher im Jugendamt diese aufgreift? Was nützt es, wenn zwei Erwachsene glaubwürdig als Zeuge auftreten, in einem Fall sogar mit dem Gewicht einer Funktionsträgerin des Job-Centers – und ihre Protokollangaben zu den Akten gelegt werden? Und die Polizei gar nicht erst ermittelt. Im Gegenteil: Von den Behörden sogar noch einschüchternde Warnungen vor einer möglichen Verleumdung ausgesprochen werden?

So darf es nicht weitergehen!

Die Staatsanwaltschaft hat jetzt auch die Räume des Jugendamtes im Landkreis Hameln-Pyrmont aufgesucht. Damit hat auch der Landrat ein Problem, der bis zum Wochenende unterwegs war. Als Jurist weiß er, dass es jetzt handfest zur Sache geht und Krisenmanagement angesagt ist.

Klar ist: So kann es im Jugendamt Hameln-Pyrmont – und nicht nur dort -  nicht weitergehen.
Deutschlandweit ist das Augenmerk auf die Jugendbehörden in Hameln-Pyrmont und in Lippe gerichtet. Und auf die Polizei in Blomberg. Ein Innenminister in Nordrhein-Westfalen und eine Sozialministerin in Niedersachsen haben sich schon zu Wort gemeldet.
Das kleine Elbrinxen in Lügde ist sonst nur wegen seiner Klapperstörche bekannt. Doch an den Klapperstorch glauben nun einige Kinder nicht mehr.

 

 
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