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Der Text zum WBN-"Hör-Beitrag"

Zwischen den Jahren

Von Carsten Krabbes Pastor i.R.

Donnerstag 31. Dezember 2015 - Hamburg / Bisperode (wbn).  Nein, Fußballweltmeister sind wir nicht geworden in diesem Jahr; das „Hoch auf uns“ liegt schon wieder zwei Sommer zurück.

Stattdessen wurden wir anno 2015 hineingezogen in einen Krieg, der ebenso wenig Sinn macht wie jener nach dem 11. September 2001, der auch mindestens genauso gefährlich ist wie jener dereinst. Vor allem, auch dieser ist schlechterdings nicht zu gewinnen.

Die Spirale des Terrors dreht sich schneller und schneller

Im Gegenteil: Die Spirale des Terrors dreht sich schneller und schneller, je mehr (unschuldige!) Muslime in und um Syrien im Bombenhagel der Franzosen, Engländer, Amerikaner und(!) Russen ums Leben kommen. Und genau das war unter anderem beabsichtigt mit den abscheulichen Anschlägen von Paris – an jenem Novemberabend, als wir eigentlich nur ein freundschaftliches Fußballspiel zwischen Frankreich und Deutschland sehen wollten.

Zum Autoren dieses Gastbeitrages zur Jahreswende 2015 / 2016: Carsten Krabbes, Pastor i.R., war von 2003 bis 2009 Pastor in der Kirchengemeinde am Ith in Bisperode.


Fortsetzung von Seite 1

Klugen Köpfen entsprang der Rat, dem IS besser möglichst alle Geldhähne abzudrehen

Die blutige Provokation live auf Sendung indes, sie wirkte prompt; der französische Präsident reagierte so, wie es die Bande des selbst ernannten Islamischen Staates beabsichtigte: „Wir sind im Krieg“, bafand Hollande und suchte flugs nach Verbündeten im Kampf gegen den IS – mit Erfolg, denn in Zeiten wie diesen erklärt man sich in der so genannten zivilisierten Welt ja rasch mal „uneingeschränkt solidarisch“. Und klar, auch wir Deutschen sind wieder mit dabei.

Terror macht Angst; niemand mag ihn ertragen. Unbedingt möchte man ohne Zögern aktiv werden, etwas tun gegen fanatische Verbrecher, die eine Weltreligion diskreditieren, indem sie global Furcht und Schrecken verbreiten mit Mord und Totschlag – angeblich im Namen Allahs. Nachgerade diabolisch! Dass wir uns damit abfinden, kann und will niemand verlangen. Der Reaktion George W. Bushs auf die Anschläge vom 11. September entspricht jene Francois Hollandes am und auf den 13. November 2015. Allzu menschlich, allzu verständlich zwar. Gleichwohl täten wir gut daran zu überlegen, was wir wirklich und vor allem effektiv tun können gegen Terrorismus (aller Couleurs!) und was wir besser vermeiden sollten. Dem Übel ist nicht nur nicht rein militärisch beizukommen, was heute im Grunde auch kein halbwegs vernünftiger Staatsmensch mehr glaubt, sondern die Luftschläge sind gar gänzlich kontraproduktiv. Gewalt erzeugt Gegengewalt, aber auch Gegengewalt erzeugt nur eben weitere Gegengewalt. Klugen Köpfen entsprang der Rat, dem IS besser möglichst alle Geldhähne abzudrehen und allerorten – im Nahen Osten wie auch hier in Europa – die sozialpsychologischen Voraussetzungen dahingehend zu entziehen, dass kein junger Mensch mehr auf die idiotische Idee kommt, in den Dschihad zu ziehen, um sich wichtig oder zumindest mal nützlich vorzukommen.

Nie zuvor waren seit dem 2. Weltkrieg weltweit so viele Menschen auf der Flucht

Wir müssen aufpassen. Nie zuvor war diese Welt so komplex und kompliziert, so vernetzt und verstrickt, so ungerecht und friedlos wie heute. Der Gefährdung durch Krieg und Terror gesellen sich die massive, kaum noch reversible ökologische Bedrohung der Erde sowie Durst und Hunger hinzu und bilden zusammen ein explosives Gemisch, das die Zukunft der Menschheit und dieses Planeten radikal in Frage stellt. Nie zuvor waren seit dem 2. Weltkrieg weltweit so viele Menschen auf der Flucht wie im auslaufenden Jahr.

Die Flüchtlingskatastrophe, neben dem Terror das zweite große Thema in 2015. Und dabei dachte Europa, mit der Griechenlandkrise im Frühling bereits die größte Herausforderung des Jahres überstanden zu haben. Weit gefehlt, es kam und kommt noch dicker – nicht mehr nur in ökonomischer, sondern auch und vor allem in humanitärer Hinsicht. Bilder von toten Menschen an den Stränden des Mittelmeeres brannten und brennen sich ein in unser Gedächtnis. Trauer, Scham und Ohnmacht empfinden wir und spenden – Geld, Kleidung, Zeit etc. –, wenn wir nicht irr werden an alledem und womöglich den infamen Versuchungen PEGIDAs, der AfD und anderer nationalistischer Strömungen erliegen.

Zwischen den Jahren fällt die Zeit des Rück- und Ausblicks. Trotz ungeduldiger Böller hier und da ist es ruhig: Wir erinnern uns an Erlebtes und Erlittenes und bedenken, wohin uns wohl der Weg in 2016 führen wird – teils skeptisch und ängstlich, teils hoffnungs- und erwartungsvoll. Eine Fußballeuropameisterschaft wird es geben – in Frankreich... –, Olympische Spiele zudem – leider nicht (wohl nie mehr?) hierzulande, aber in Rio de Janeiro –, und der erstaunlich konstruktive Klimagipfel in Paris vor wenigen Wochen lässt – hoffentlich noch rechtzeitig und konsequent – bald schon gute Taten folgen.

„Gott spricht: Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet.“

„Gott spricht: Ich will euch trösten wie einen seine Mutter tröstet.“ So lautet die Losung für das kommende Jahr; sie steht geschrieben beim Propheten Jesaja im 66. Kapitel, Vers 13. Besser kann gegenwärtig kein Bibelwort passen. Denn des Trostes bedürftig sind wir wahrlich, wenn wir nun gehen in ein neues Jahr. Hoffentlich nur hat die Mutter, um im Bild zu bleiben, selbst noch ausreichend Energie, ihn zu spenden. Denn eine Szene aus dem vergangenen Herbst habe ich noch immer vor Augen. Vor den Zäunen eines notdürftigen Flüchtlingsquartiers in Hamburg spielt ein kleiner Junge und stürzt beim Laufen auf den nassen Schotterweg. Seine Mutter kommt aus dem Camp heraus gelaufen und nimmt den weinenden Sohn auf den Arm. Ein paar arabische Wendungen vernehme ich bruchstückhaft, die mütterlichen Worte samt Berührung wirken rasch – der Kleine atmet merklich ruhiger und schmiegt sich an die Brust seiner Mutter, die selbst sehr blass und ausgemergelt wirkt. Woher und wie lange noch, fragte ich mich in der Situation, wird die Frau wohl noch die Kraft haben, solchen Trost zu spenden?

Gott verspricht, ihm gehe diese Kraft mitnichten aus – auch wenn er an uns Menschen schon des öfteren hätte verzweifeln können, wohl eigentlich müssen. Seine Geduld mit uns jedoch scheint grenzenlos, seine Gnade ebenso.

Darum einmal mehr Dietrich Bonhoeffers Text zu mild-winterlicher Stunde:

 

Von guten Mächten treu und still umgeben,

behütet und getröstet wunderbar;

so will ich diese Tage mit euch leben

und mit euch gehen in ein neues Jahr.


Noch will das Alte unsre Herzen quälen,

noch drückt uns böser Tage schwere Last.

Ach Herr, gib unsren aufgeschreckten Seelen

das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern

des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,

so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern

aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken

an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,

dann wolln wir des Vergangenen gedenken,

und dann gehört dir unser Leben ganz.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,

die du in unsre Dunkelheit gebracht.

Führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.

Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,

so lass uns hören jenen vollen Klang

der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,

all deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,

erwarten wir getrost, was kommen mag.

Gott ist bei uns am Abend und am Morgen

und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

Aus: Eberhard Bethge: Erstes Gebot und Zeitgeschichte. Aufsätze und Reden 1980 - 1990, Chr. Kaiser Verlag, München 1991 in der korrigierten Fassung nach erstmaliger Sichtung einer Xerokopie des Originalbriefes. Dank an Dipl.-Phys. Wilfried Schulz aus Berlin vom BONHOEFFER-Freundeskreis Region Mitte (Berlin-Brandenburg)

 

 

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