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Der Kommentar

Willkommen in der Ego-Gesellschaft: Wie Ich-linge die selbstlose Arbeit der Einsatzkräfte erschweren

Von Ralph Lorenz

Weil er Einbußen bei seinem Imbiss-Stand befürchtet haben soll, ist der Inhaber völlig ausgerastet als Rettungswagen und Feuerwehrfahrzeug mit Blaulicht vor dem Haus anhielten, in dem auch sein Imbiss war. Dass Sanitäter und Feuerwehrkameraden erkennbar im Einsatz waren weil eine schwer kranke Person in einer offensichtlichen Notlage aus dem Gebäude geholt werden musste, interessierte den Imbissbetreiber in keiner Weise.

Er beleidigte die Einsatzkräfte dermaßen, dass sie sich gezwungen sahen gegen den Unbelehrbaren eine Anzeige zu erstatten. Der Fall ist eindeutig: Ein klassischer Ich-ling stellt seine Interessen über alles andere. Nachbarschaft sieht anders aus.

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Statt noch zu helfen, erschwert er die Arbeit der Sanitäter und Feuerwehrleute, die technische Unterstützung leisten.

Willkommen in der Ego-Gesellschaft. Laut einer Studie der Ruhr-Universität Bochum sind 64 Prozent der Feuerwehrleute und Rettungssanitäter in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen zwölf Monaten Opfer von Gewalt geworden. Und 2016 wurden in Niedersachsen 161 Feuerwehrleute und Rettungssanitäter angegriffen, beschimpft und beleidigt.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet bundesweit im Jahr 2015 mehr als 64.000 Polizisten und andere Vollstreckungsbeamte als Opfer von Straftaten. Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter im Weserbergland haben regelmäßig mit Respektlosigkeit, Wut und Gewalt gegen die Einsatzteams zu tun. Gegen Menschen, die in vielen Fällen ehrenamtlich unterwegs sind.

Sie erleben absurdes Machogehabe und dumpfe Dummheit. In vielen Fällen stehen die Täter unter Alkohol- und / oder Drogeneinfluss.

Doch all dem liegt eine Egomanie und Selbstüberhöhung zugrunde. Und werden sie in vielen Fällen nicht schon von klein an zum Egomonster aufgepäppelt? Von Müttern, die ihrem „Prinzen“ angeblich alles verzeihen.

Von Vätern, die den Fehler immer bei den anderen sehen. Im Kindergarten, in der Grundschule. Und auch noch Gewaltbereitschaft vorleben?

Es gibt Sanitäter und Helfer, die sich irgendwann gefragt haben warum sie ihren Kopf für andere hinhalten sollen. Regelverstöße, Gewalt und Verrohung gehören zum Erscheinungsbild selbst auf den lokalen Fußballplätzen vor der Haustür.

Es sind kleine Beobachtungen im Alltag, die erkennen lassen wohin später mal die Reise geht.

Mir prägte sich in Emmerthal das Bild eines Vaters ein, der beim Start eines Kinderlaufes mit seinem Sohn in der ersten Reihe steht und gar nicht merken will, dass er als Erwachsener in dieser Startaufstellung unter den Zwergen gar nichts zu suchen hat. Und der dann beim Startschuss losrennt und das Kleinkind hinter sich herzerrt.

Einige mögen das sogar lustig gefunden haben. Doch ich fand das beschämend. Kann da einer nicht ertragen, dass sein Supermann noch zu kleine Beine hat um aus den Startlöchern rauszukommen? Hat er sein schmerzverzerrtes Gesicht nicht wahrgenommen?

Will er ihn zum Erfolg zerren? Will er später der Lehrerin die Noten diktieren? Will er den Chef zur Anstellung seines Filius zwingen?

Der Fehler beginnt schon bei dem Veranstalter besagten Kinderwettlaufs. Er hätte das unfaire Verhalten des Vaters unterbinden, ihn hinters Absperrband verweisen müssen.

Regeln werden vorgelebt! Doch der Regelverstoß ist in Mode gekommen. Und fällt gar nicht mehr auf. Als „taktisches Foul“ auf dem Fußballplatz. Als Prüfungsbetrug in der Schule mit dem „Spickzettel“. Als Nötigung im Straßenverkehr.

Die Trickserei, die Verrohung und Verwahrlosung ist zu einem gesellschaftlichen Problem geworden. Sogenannte Großfamilien haben nicht mehr Rechte weil sie mehr Familienmitglieder sind. Weder im Freibad noch auf dem Rummelplatz. Und Machokult ist kein schützenswertes Kulturgut im Weltkulturerbe.

Je heterogener unsere Gesellschaft wird, umso disziplinierter müssen die Regeln des Zusammenlebens beachtet werden. Erwünschte Vielfalt und Einfalt der Ich-linge vertragen sich eben nicht.

Der eingangs erwähnte Imbissinhaber sollte eine empfindliche Geldstrafe zu spüren bekommen. Und zu freiwilligen sozialen Arbeitsstunden verdonnert werden – aber dort, wo er nichts anstellen kann. Für diese Zeit sollte dann auch der Imbiss geschlossen bleiben.

Eine Strafe in einer Sprache, die jeder versteht. Es ist die Sprache des Geldes.

 

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