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Der Kommentar

Sarrazin ist doch nicht zum Märtyrer gemacht worden - das jüngste Gericht der SPD in Berlin

Von Ralph L o r e n z

Es ist schon eine krude Dramaturgie der SPD. Der Moment, da sich der Daumen der SPD-Schiedskommission in dem Berliner Kreisverband Berlin-Charlottenburg-Wilmersdorf zur Causa Thilo Sarrazin heben oder senken sollte, wurde auf den Vorabend des Tages gelegt, an dem die Christenheit der Kreuzigung  gedenkt. Auf Karfreitag.

Nein, die Partei ohne dem C im Namenschild ist nun doch nicht so weit gegangen und hat den aufrechten Sarrazenen zum Märtyrer gemacht. Mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ habe Sarazzin weder Migranten diskriminieren noch der SPD schaden wollen – diese von Thilo Sarrazin unterschriebene Erklärung hat nunmehr gereicht, alle vier Parteiausschluß-Anträge zurückzuziehen. Da fragt man sich: Warum jetzt erst? Das hat der Volkszorn- und Wutbürger-Thilo doch immer schon gesagt!  Nur keiner wollte ihm glauben. Woher kommt dann der geradezu inbrünstige Glaube an das Sarrazin-Bekenntnis am Vorabend zu Karfreitag? Will die SPD doch noch als Volkspartei in den Himmel der Mitregentschaft im Berliner Kanzleramt einziehen? Sitzend zur Linken der Grünen?

„Sie kommt aus dem 25-Prozent-Ghetto nicht heraus“, hatte DGB-Chef Sommer mal über die SPD geunkt. Jetzt hat die Sozialdemokratie wieder etwas Bodenhaftung bekommen, denn es gibt viele kleine Sarrazins in den Ortsvereinen. Auch im Weserbergland. Mit denen muss man sich inhaltlich auseinandersetzen – oder noch besser zu-einandersetzen.

Die Diskussion über Migranten, Asylbewerber und deren Integrationsbereitschaft hat sich nicht entspannt. Sie ist vielmehr von der Atomenergiediskussion überlagert worden.

Schon denkt Sarkozy im Elysée-Palast darüber nach, das Schengenabkommen vorübergehend auszusetzen.  Ein Europa mit neuen Grenzkontrollen? Dieser Preis würde einmal mehr den Schaden einer verdruckst geführten Sarrazin-Debatte in Europa aufzeigen. Das ist ja das Ärgerliche an der Causa Sarrazin. Der Mann ist kein Cicero, kein glänzender Redner und Rhetoriker – aber der Mann hat auf seine Art Recht.

Er hat wie der Eichelhäher im österlichen Wald Alarm geschlagen. Und dessen Geschrei geht eben auch gehörig auf die Nerven – hilft aber den Bewohnern im kühlen Tann beim Überleben. Die anderen wollen aber auch überleben. Und genau das ist die Herausforderung an die Christenheit. Womit wir wieder bei Karfreitag und Ostern wären.

Ein besinnliches Osterfest!

 

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