Eindrucksvolles Votum bei der CDU-Mitgliederversammlung zur Wahl des Landratskandidaten

Walter kann Reden schreiben. Kann er auch Landrat? 98,7 Prozent der stimmberechtigen CDU-Mitglieder sind davon überzeugt!

Von Ralph Lorenz

Hameln (wbn). Irgendwie sieht er schon mächtig nach Landrat aus, der mit 98,7 Prozent der abgegebenen Stimmen von der CDU zum Landratskandidaten gekürte Dr. Stephan Walter. Der ewige Ghostwriter prominenter Politiker, der endlich mal seine Reden auch selbst halten will. Und in der Zukunft möglichst als Hauptverwaltungsbeamter des Landkreises Hameln-Pyrmont. Nachdem er einmütig vom CDU-Kreisvorstand als ernst zu nehmender Gegner des derzeitigen Amtsinhabers und Wiederbewerbers Rüdiger Butte (SPD) ausgerufen wurde, hat ihm gestern die Mitgliederversammlung im Hotel Stadt Hameln mit 149 Ja-Stimmen bei zwei Nein-Stimmen der anwesenden Stimmberechtigten eindrucksvoll ins Rennen geschickt

Dazu gab’s einen beherzten Händedruck des niedersächsischen Innenministers Schünemann, den Walter „Uwe“ nennen darf, weil er auch für ihn schon Reden geschrieben hat. Und es gab einen herzhaften Schmatz von Walters Ehefrau. Otto Deppmeyer, der Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete, strahlte bei alledem wie ein Honigkuchenpferd.

Schließlich gab es Zeiten in den zurückliegenden Wochen und Monaten, da mochten manche CDU-Getreuen schon gar nicht mehr daran glauben, dass die heimische CDU gegen den Platzhirsch Rüdiger Butte personell Paroli bieten könnte. Doch Walter, mein Gott, hat gestern Abend alle Zweifel zerstreut. Zumindest aus der Sicht der in Aufbruchstimmung befindlichen CDU-Klientel im Weserbergland. „Schon jetzt kann ich sagen: Es macht mir große Freude“. Als er das gleich zu Beginn der Rede sagte, da wirkte Walter noch ziemlich angespannt. Reden schreiben ist das eine, sie zu halten, das andere. Vielleicht ist diese Rede die folgenreichste seines Lebens.

(Zum Bild: Die heimische CDU ist überzeugt - dieser Mann "kann Landrat". Links die Landtagsabgeordnete Körtner, Innenminister Uwe Schünemann, rechts Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender Otto Deppmeyer. Unteres Foto: Gruppenbild mit zwei Damen. Walters Ehefrau muss den frisch gebackenen offiziellen Landratskandidaten einfach nur knuddeln. Dahinter Ursula Körtner, die diese Entscheidung richtig gut findet. Fotos: Lorenz)

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"Ich bin seit über 30 Jahren mit derselben Frau zusammen. Wir haben drei Kinder zwischen zwölf und 16 Jahren. Wir wohnen in Apelern bei Bad Nenndorf. Das liegt zwar nicht im Landkreis Hameln-Pyrmont. Aber ich bin ein Sohn des Weserberglandes.“ Da hat Walter zum ersten Mal richtig Beifall bekommen. Der jetzige Landrat behauptet das übrigens auch – weil auch er nicht aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont kommt, sondern aus dem Nachbarkreis Holzminden. Walter hält eine Rede, in der der Name Merkel nur einmal auftaucht. Mit dem Hinweis, dass er ihr damals in Bonn „bei der Öffentlichkeitsarbeit und in Grundsatzfragen helfen“ durfte. Gott taucht dafür zweimal auf. Als „letzte Wahrheit“ und Verbeugung vor den Grundwerten der CDU.

Soviel ist sich der ehemalige Vorsitzende des RCDS, der in Göttingen studiert hat, schon schuldig. Dann kommen Wulff, Hasselmann, von der Leyen, David McAllister und sein spezieller Freund Schünemann im obligatorischen Name Dropping vor. Der Name des politischen Gegners taucht dafür im glaubhaft selbst geschriebenen Redemanuskript gar nicht auf – warum denn auch? Die ganze Rede dreht sich letztlich um ihn, den SPD-Landrat. In Form von Vorwürfen.

Der Landkreis Hameln-Pyrmont habe es versäumt Optionskommune zu werden. Das sei ein Fehler gewesen. Denn in allen  Optionskommunen gelinge die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit besser als in Nicht-Optionskommunen. Dieses Versäumnis dürfe sich nicht wiederholen. Der SPD-Landrat in Stadthagen freue sich, dass er das Job-Center in seine alleinige Verantwortung übernehme. Damit werde das enge Netzwerk des Landkreises mit der Wirtschaft und den Sozialpartnern gewürdigt. Jetzt könne man die Langzeitarbeitslosigkeit, besonders die von jungen Menschen, noch intensiver bekämpfen. Und Walter fragt wieder: „Warum war der hiesige Landrat dazu nicht einmal ansatzweise bereit?“

Statt dessen wolle er jetzt viel Geld für ein zweifelhaftes „Starthilfe“-Programm ausgeben, das niemand vermisst habe. Besser wäre es gewesen, der Landkreis Hameln-Pyrmont hätte sich um die Beteiligung am neuen Modellprojekt „Bürgerarbeit“ des Bundes beworben, wirft Walter weiterhin Butte vor, ohne ihn nach wie vor namentlich zu erwähnen. (Jemanden gar nicht zu erwähnen, kann auch eine Form des Respekts sein. Die katholische Kirche macht das in Form des "Gottseibeiuns".) „In Niedersachsen nehmen 18 Landkreise daran teil, Hameln-Pyrmont leider nicht“, fährt Walter in seiner Rede fort. Bedauerlich sei auch, dass Hameln-Pyrmont nicht am Modellprogramm des Landes „Zukunftsregion Gesundheit“ teilnehme, sich nicht einmal darum bemüht habe.

Und zum kommunalpolitischen Mantra des Landratskandidaten Dr. Walter aus Bad Nenndorf, der so viele Versäumnisse seines Gegners benennt, gehört auch der kernige Satz, dass der Landkreis Hameln-Pyrmont kein Übernahmekandidat sei. „Er ist vielmehr das natürliche, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Weserberglandes.“ Dazu kommt ein Seitenblick zu Landesinnenminister Schünemann, dem obersten Fusionswächter, der freundlich guckt, wie eine Sphinx. Ja, Schünemann hatte anschließend auch was zum Thema Fusion gesagt. Nämlich, dass es dabei nicht nur darum gehe Geld zu sparen. Und auch Schünemann hat den Namen Butte nicht erwähnt. Er hat aber von den „Hauptverwaltungsbeamten“ gesprochen, die nicht miteinander reden würden. Dabei sollten sie doch wenigstens mal miteinander reden. Schünemann warnt in diesem Zusammenhang vor einer „Totalverweigerung“.

Walter hingegen will sich als Gegenentwurf nicht als Verweigerer sondern als Visionär stilisieren. Hameln-Pyrmont dürfe sich nicht mit einem Platz in der zweiten oder dritten Reihe zufrieden geben. Es könne mehr und müsse nur richtig „regiert“ werden.  Das alles und noch einiges mehr sei drin, „wenn „Walter“ drauf steht!“ Lang anhaltender Beifall, zum Schluß im Stehen. Dr. Walter, der ewige Ghostwriter, hat endlich mal eine Rede für Walter geschrieben.

Hasselmann, der verstorbene niedersächsische Volkstribun, der eine seiner letzten Reden im Weserbergland, in Coppenbrügge, zu Ehren des dortigen einzigen CDU-Bürgermeisters im Landkreis Hameln-Pyrmont gehalten hat, hätte an dieser kernigen Rhetorik sicher seine helle Freude gehabt. Klar doch, mit Hasselmann hatte der Landratskandidat seinerzeit seligen Angedenkens „den Sozialismus bekämpft – bei Tag und bei Nacht, und zwar zu Lande, zu Wasser und in der Luft“.

Das hört man gerne im Weserbergland. Doch wer hätte das gedacht? Jetzt steht der CDU eine Kanzlerin vor, die aus dem Sozialismus kommt.

(Zum Bild in der Fortsetzung oben: Thorsten Kellner, CDU-Fraktionschef in Coppenbrügge, Kreistagsmitglied und stellvertretender Landrat der CDU gratuliert dem Mann, der landrat werden will. Bild unten: Stehender Applaus für den Kandidaten im Hotel Stadt Hameln. Fotos: Lorenz)

 
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