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Der Kommentar

Er ist der King

Von Ralph L o r e n z

Jetzt ist er König. König Charles III. Mit 73!

Ist er also zu alt um in diesem Amt nochmals eigenständig Kraft zu entfalten im British Commonwealth? Jener losen Verbindung souveräner Staaten, die über den Erdball verteilt sind.

Seine verstorbene Mutter war sagenhafte 70 Jahre Queen Elizabeth II. Und die Würde, die sie damit entfaltete, hat sie unsterblich gemacht. Immer etwas distanziert – und doch dem Volk nahe! Ein Fels in der Brandung dieses Millenniums. Das Volk der Briten hat sie dafür geliebt.

Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen nach dem Alter des neuen und gleichfalls sehr alten Königs: Dieser Mann ist genau so alt wie Konrad Adenauer als dieser mit 73 das Amt des ersten (!) Kanzlers der neuen Bundesrepublik Deutschland angetreten hatte. Eine historische Persönlichkeit, die damit europäische Geschichte kraftvoll gestaltet hat. Die legendäre Westbindung der jungen Republik. Die Aussöhnung mit Frankreich. Das Fundament der Friedensordnung der Nachkriegszeit.

Nun hört damit auch schon die Vergleichbarkeit auf. Denn ein britischer Thronfolger ist zur politischen Neutralität verpflichtet. Aber damit kein Vakuum. Eher eine Schwerkraft der Repräsentation. Die auf stille Art ihre Wirkung entfaltet. Die Queen war auch darin meisterhaft.

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Das hat sie ahnen lassen als die politischen konservativen Akteure in Downing Street fahrlässig die Gefahr der Abspaltung Schottlands heraufbeschworen. Not amused war sie, hieß es hinter vorgehaltener Hand. Das allein hat schon gereicht um einen Lümmel in der Downing Street in die Schranken zu weisen.

King Charles III. wird auf seine Art neue Maßstäbe setzen. Und das nahtlos in der Tradition dieses europäischen Königshauses. Er muss nicht König lernen. Mit der Muttermilch hat er das aufgesogen. Er hat die Krönung seiner Mutter erlebt. Und hat sie als der scheinbar ewige Kronprinz verlässlich begleitet, ohne vorwitzig aus ihrem Schatten heraustreten zu wollen.

Neben ihm macht Camilla, die Queen consort, eine gute Figur. Sie stellt dar – ohne zu posen. Folgt, einen Schritt hinter ihm und bleibt irgendwie auf Augenhöhe. Ist ihm so nah'. Das kann nicht nur, nein, das muss Liebe sein!

King Charles III. ist die Nachhaltigkeit in Person. Und die Nachhaltigkeit - über die Mode dieses inflationär gebrauchten Wortes hinaus betrachtet - wird zugleich sein großes Thema auf dem Königstuhl sein. Weil sie es in Wirklichkeit schon immer war in seinem Leben. 1968 als Prinz hat er eine große Rede zum Umweltschutz gehalten. Der Blaublütige mit Charisma war schon damals ein Grüner, als es die Grünen noch gar nicht gab.

King Charles sucht aber auch die Nähe zum Volk in einer Weise, die für die Queen undenkbar gewesen wäre. Gestern lief er das Spalier einer jubelnden Menge ab. Spontan. Und eine Frau hat sich zu ihm vorgebeugt und ihm einen zarten Kuss auf die Wange gedrückt. Und King Charles III. hat in sich hinein gelächelt.

Er hat sich gefreut wie ein König.

 

 

 

 

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