Der Kommentar zum Rats-Eklat in Bad Pyrmont

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Warum die CDU formal Recht, aber eine große Chance zur Versöhnung vergeigt hat

Von Ralph Lorenz

Es ist ein Klassiker der Konfliktsituation. Hier die Fraktion derer, die glauben sich dem formalen Argument und der nüchtern kalkulierten Sache verpflichtet zu fühlen, dort die Menschen, die mit dem Herzen denken und anerkennen, dass auch Emotionen ihr Recht schmerzhaft einfordern. Etatarbeit lässt sich überprüfen und bewerten, das Ausmaß und Erfordernis der Trauerarbeit nicht.

In einem Ratsgremium, das nicht schon so unüberbrückbar scheinende Gräben aufzuweisen hat, wie das konfliktzerfressene Stadtparlament von Bad Pyrmont, wäre der statistisch ungewöhnliche Vorfall zweier zusammenfallender Trauerfälle innerhalb ein- und derselben Partei von vornherein kein Thema gewesen. Der Bitte um Terminverschiebung wäre aufgrund dieser nicht beeinflussbaren, besonderen Umstände Rechnung getragen worden. Ehrensache, verbunden mit herzlichem Beileid! Hier aber wurde sogar die Chance verpasst, die unter Umständen ein solcher Schicksalsschlag für alle Beteiligten bieten kann und dem Tribut des Todes sogar noch einen Sinn abringt. Nämlich am offenen Grab einen Gedanken mehr an das zu verschwenden, was über den Tod hinaus bleibt und über die Gräben hinweg tatsächlich verbindet. Tränen waschen die Pupillen rein. Die Geschichte hält viele Beispiele parat, wie stille Diplomatie am Rande einer Bestattung wieder Bewegung in scheinbar verfahrene Situationen bringt. Nichts von all dem, in der aufgeladenen Luft des Bad Pyrmonter Ratsgremiums. Wie schade auch.

 

 

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Hätte die CDU, die formal ja nicht falsch liegt und auf das Wohl des Bürgers verweist, dem mit einer zügigen Etat-Verabschiedung Rechnung getragen werden müsse, schlussendlich also doch nachgeben sollen? Ja! Und nochmals ja! Denn für Trauerarbeit gibt es keinen Maßstab.

Wenn die SPD-Fraktion nebst Grüne und der Linken für sich beanspruchen, den Kopf bis zur Ratssitzung nicht wieder freizubekommen, dann muss das respektiert werden. Das Allgemeininteresse hat ein Anrecht auf Volksvertreter mit klarem Verstand. Dann kann sich die CDU-Riege, aus deren Reihen die beiden Verluste nicht stammen, nicht zur Messlatte aufschwingen und sagen – wir können das, warum könnte ihr das nicht auch? Vielleicht hätte dieses Entgegenkommen auf Seiten der SPD etwas bewegt? Gerade wenn das Wohl des Bürgers als Monstranz vorangestellt wird, hätte dies beherzigt werden müssen.

Dem Bürgerwohl ist mit einem Rat, der sich streitet ohne sich zu bekriegen, mehr gedient als mit der sturen Einhaltung eines Fahrplanes. Gute Sachargumente in unheilvoller Allianz mit Rechthaberei können durchaus die Sicht auf gute Taten verstellen. Und bemühen wir doch auch hier wieder mal den „Kleinen Prinz“: „Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ "On ne voit bien qu'avec le coeur". Tja, liebe Bad Pyrmonter CDU. Das wäre Euer ehrenvoller Preis gewesen, am Vorabend des Festes der Nächstenliebe, des Jesuskindes in der Krippe und all der christlichen Symbolik, die immer mehr zum Seelenkitsch zu verkommen droht, weil im Alltag die Taten fehlen.

 

 
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