Rückebetrieb ohne Rücksicht - Forstarbeiter beschädigen ohne Not das Vorzeigeprojekt der Ministerin Grotelüschen

Wie die Forstbehörde die Macher des legendären Bergmannsweges regelrecht verkohlt hat

Von Ralph L o r e n z

Marienau/Osterwald (wbn). Manchmal erzählt eine Situationskomik die ganze Geschichte. Eine Situationskomik wie diese: Der Hamelner NDR-Reporter interviewt den „Vater“ des Coppenbrügger Bergmannsweg, Friedrich-Wilhelm Vespermann, im Morast des vom Holzrückebetrieb verunstalteten Wanderweges. Es geht um die Rücksichtslosigkeit der örtlichen Holz- und Forstwirtschaft im Umgang mit einem der romantischsten und geschichtsträchtigsten Wanderwege Niedersachsens. Da nahen, wie von der Regie bestellt, zwei Nordic-Walkerinnen...

 Geistesgegenwärtig schwenkt der Rundfunkmann sein Mikrofon auf der Jagd nach authentischen O-Tönen (so heißt ein Originalton im Rundfunksprech). Was sie denn von dem Zustand dieses Wanderweges halten würden, ob sie jetzt darauf weiterlaufen würden? Die Damen  gucken sich, dann den Reporter ungläubig an. „Welcher Wanderweg?“ „Wir laufen den lang!“ wedeln sie mit ihrem Stock über den befestigten Forstweg, der den Bergmannsweg kreuzt und auf dem sie auch gekommen sind. Den Reporter scheinen sie in diesem Moment ob seiner Frage wohl für Gaga zu halten.

"Welcher Wanderweg?"

Doch der NDR-Mann besteht darauf, dass da ein Wanderweg ist und steht tapfer im Matsch während hinter ihm Friedrich-Wilhelm Vespermann heftig nickt. Dann gucken die sportiven Damen in die Schlamm-Kraterlandschaft und beteuern glaubhaft, dass ihnen nicht der Sinn danach stehe da reinzulaufen. Aber so richtig haben sie das NDR-Männlein, das da steht im Wald allein, an einem frühen Donnerstag morgen noch nicht verstanden.

Die Botschaft ist damit klar: Der Jahrhunderte alte Bergmannsweg (seit 1750) hat sich an dieser Stelle unter den grobstolligen Reifen schwerer Holzrückefahrzeuge bis zur Unkenntlichkeit in eine Morastlandschaft aufgelöst. Aufgelöst ist auch das Rentnerehepaar aus Osterwald. Sie geben sich gegenseitig Halt um nicht in den Dreck zu fallen. Dabei haben sie diesen Waldwanderweg als 21 Kilometer lange Hauswanderstrecke lieben gelernt. Verbindet sich doch die Heimatgeschichte mit dem Naturerlebnis eines abwechslungsreichen Laubwaldes, immer wieder garniert mit Ausblicken auf Osterwald, Coppenbrügge, Dörpe und Brünnighausen – wie in einer Postkartenidylle des Weserberglandes.

(Zum Bild: Das Ehepaar Baum aus Osterwald auf dem Weg, der kein Weg mehr ist. Foto: Lorenz)

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Dafür dürften die Bergleute, wenn sie Abends mit Kohlenstaublunge, Petroleum-Funzel und Henkelmann durch dunklem Forst nach Hause gestolpert sind, allerdings wenig Sinn gehabt haben. Es war der beschwerliche Weg (mehr als 20 Kilometer) zur gefahrenträchtigen Arbeit in den Stollen am Osterwald, aber auch in Dörpe.  Da haben sie für ihre hungrigen Familien buchstäblich die Kohlen verdient – und Vespermanns Vorfahren waren als Malocher unter Tage dabei, wie eine Bergmannsuniform verkündet, die er zuhause stolz wie einen Schatz hütet.

Dass jetzt die Waldarbeiter auf dem Weg rumholzen, den er mit viel Liebe und verdienten ehrenamtlichen Helfern wie Wolfgang Schnurbusch als touristische Attraktion rekonstruiert hat, findet er nicht in Ordnung. Der Erneuerer des für die Region so bedeutsamen Bergmannsweges zur Förderung der heimischen Kohle fühlt sich von der Forst kaltherzig verkohlt.

Die Leibniz-Medaille hat man ihm für seine ehrenamtliche Erhaltungsarbeit an diesem lehrreichen  Bergmannsweg gegeben. Das hat Vespermann eher verlegen gemacht. Die Landwirtschaftsministerin Astrid Grotelüschen war sogar da und hat mit ihm in Andacht dieses Stück Heimat beschritten, als der Weg noch ein weitgehend naturbelassener schmaler Weg, das heisst, genauer, ein ausgetretener Bergmannspfad war. Nein, Vespermann will und kann nicht die nun eingetretene Situation als übergeordnetes Schicksal forstwirtschaftlicher Erfordernisse hinnehmen. Er ist Landwirt in Dörpe und hat selbst genug Rückearbeiten im Wald ausgeführt um die Lage mit klarem Verstand beurteilen zu können. Der „Gestattungsvertrag“ sieht ausdrücklich forstwirtschaftliche Arbeiten auf dem Bergmannsweg vor, wenn diese denn erforderlich sind.  Und er sieht auch vor, dass dann die Forstbehörden zur Wiederherstellung des Weges verpflichtet sind.

Aber darum geht es Vespermann gar nicht. Die Rückewagen hätten für diese Aufgaben diesen am meisten in Mitleidenschaft gezogenen Abschnitt gar nicht erst befahren müssen und dürfen. Es sei völlig absurd, dass die Forstfahrzeuge den offiziellen Forstweg absichtlich wieder verlassen hätten und extra auf diesen mit Reitersperren versehenen historischen Pfad abgebogen sind. Dahinter muss er eine Absicht, zumindest aber Ignoranz und Respektlosigkeit gegenüber der geleisteten ehrenamtlichen Arbeit vermuten, anders kann er es sich schon gar nicht mehr erklären. Der zuständige Revierförster Helmut Welge hatte sich schon in der Vergangenheit als nicht gerade kooperativ bei der Rekonstruktion der touristischen Attraktion erwiesen, die von der Europäischen Union sowie dem Landkreis Hameln-Pyrmont mit 20.000 Euro Fördergeldern  unterstützt und von der Landwirtschaftsministerin mit warmen Worten bedacht worden ist. Wissen die da oben nicht, was da unten geschieht?

Was nützen da die bunten Ministeriums-Prospekte über die touristischen und forstwirtschaftlichen Schönwetterseiten Niedersachsens, wenn in den Revieren die Rückewagen rücksichtslos die ministeriellen Versprechungen plattwalzen? Das Rentnerehepaar Richard und Dorle Baumann aus Osterwald hatte noch an diesem Donnerstag morgen im Radio gehört, dass die Behörden verstärkt auf das Wanderwegenetz in den Wäldern setzen - und kann darüber, im Schlamm stehend, nur bitter lachen.

Vespermann ist kein ewiger Nörgler, der mit dem Förster im Clinch liegt, wie es sich den Beteiligten möglicherweise darstellt. Er gebraucht nur seinen gesunden Menschenverstand und kann auf der von ihm mit erarbeiteten Wegekarte zeigen, wie die Verantwortlichen in der Forstbehörde den Wegeschaden hätten problemlos vermeiden können, wenn sie es denn gewollt hätten. Denn es geht auch um den Steuerzahler, der letztlich die Behebung des unnötig entstandenen Schadens bezahlen muss. Nicht der Förster. Vespermann ist Manns genug, nachzuweisen, dass in diesem Fall eine ganze Forstbehörde auf dem Holzweg ist. Insofern würde auch der im Coppenbrügger Rathaus verfasste Brief an die Forstbehörde mit der Aufforderung, den alten Zustand wieder herzustellen zu kurz greifen. Es geht darum die Vermeidbarkeit des Flurschadens aufzuzeigen und den Verantwortlichen gehörig auf die Finger zu klopfen.

Das Revier gehört nicht dem Förster und der Holzwirtschaft. Das Revier gehört der Natur, dem Bürger von Niedersachsen und der Geschichte des Weserberglands. Richard und Dorle Baum aus Osterwald haben als Bürger und Wanderer diesbezüglich der Ministerin geschrieben. Eine Antwort steht noch aus. Sie sollte mal wieder herkommen, die Ministerin. Aber die Stiefel mitbringen.

(Zu den Bildern unten: "Welchert Weg?" fragen die Nordic Walkerinnen den Reporter. Ganz unten: Friedrich-Wilhelm Vespermann (rechts): Auch nach der Instandsetzung durch die Forstbehörden wird der Weg niemals so sein wie er in natürlichem Zustand war. Wandferer Baum vor niedergerissener Reitersperre. Fotos: Lorenz)

 
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