Energieforum beschreibt die Energiewende im Weserbergland - Treptow: Umstellung auf Erneuerbare Energien bis 2030 denkbar
Die neue Revolution: Jeder Verbraucher wird auch anteiliger Erzeuger und trägt mit seiner Stromspeicherung zur Netzstabilität bei


Von Jan-Peter Muschner  und Werner Anders

Hameln (wbn).  Wie sieht die Energieversorgung der Zukunft aus? Die Branche steht vor einer umwälzenden Neuorientierung.  Nicht nur, weil die Umstellung auf Erneuerbare Energien bis 2030 denkbar ist, wie die Einschätzung von Stadtwerke-Chefin Susanne Treptow lautet.  Im Zukunftsmodell der Energieversorgung ist auch jeder Verbraucher anteiliger Erzeuger und trägt durch Stromspeicher zur Netzstabilität bei.


Auch die zweite Veranstaltung des Energieforums zum Thema „Stromspeicher im Versorgungsnetz“ mit dem Referenten Valentin Hollain von Eurosolar e.V. übertraf die Erwartungen der Initiatoren.  Die Geschäftsführerin der Stadtwerke Hameln, Susanne Treptow, richtete ihre Begrüßungsrede an etwa 100 Besucher im vollbesetzten Tagungszentrum ihres Hauses, darunter auch viele Repräsentanten aus der kommunalen Politik und Wirtschaft. Für sie scheint die Umstellung auf ausschließlich Erneuerbare Energien bis 2030 denkbar und innerhalb der nächsten 15 Jahre für wirtschaftlich notwendig, da die Abnahme  fossiler Brennstoffe stark voranschreite. Die Stadtwerke hätten hier ihre Verantwortung erkannt und bereits richtungsweisende strategische Entscheidungen getroffen. Das Energieforum sieht in der Resonanz der Veranstaltung einen Spiegel des Bedürfnisses vieler Menschen sich zu engagieren und zur Umsetzung der Energiewende beizutragen. Sei es, um die Klimakatastrophe abzuwenden, Ressourcen und Umwelt zu schonen oder auch, um Nutzen aus den Möglichkeiten moderner Technologie zu schöpfen.

(Zu den Bildern: Zahlreiche lokale Promis und ein fachkundiges Publikum beim Energieforum im Weserbergland. Fotos: Energieforum)

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Für das Gelingen der anstehenden Herausforderungen kommt es ohnehin auf das Zusammenwirken aller Interessen an.
Valentin Hollain ist Fachmann auf dem Gebiet Alternativer Energieerzeugung. Er ist wissenschaftlicher Leiter bei Eurosolar e.V. Der Verein wurde 1994 von Hermann Scheer gegründet. Scheer, der 2010 verstorben ist, hat zahlreiche Konzepte publiziert, u.a. „Die vierte Revolution“ oder „Der energetische Imperativ“ und kann als anerkannter Vordenker zukunftsfähiger Energieversorgung bezeichnet werden. Hollain führt als Mitarbeiter des Vereins dieses Vermächtnis fort.

In seinem einstündigen Vortrag veranschaulichte  Hollain die notwendigen Veränderungen im Stromnetz, die voraussetzend installiert sein müssen, um eine hundertprozentige Versorgung aus Erneuerbaren Energien zuzulassen.  Als neuer Grundbaustein sind künftig Stromspeicher im Netz erforderlich, die auftretende Schwankungen auszugleichen vermögen. Diese können durch die nicht vorhersehbare Einspeisung aus Quellen von Wind und Sonne verursacht werden, die unzeitgemäß auf Entnahmespitzen oder  -flauten treffen. Dafür geeignete Speichertechnologien sind vorhanden und könnten in unterschiedlichen Formen ins Versorgungsnetz implementiert werden.

Der Einbau verlangt aber nach einer wichtigen Entscheidung, die die konventionelle Energieerzeugung betrifft: Der Einstellung des Prinzips einer Grundlasteinspeisung aus Großkraftwerken.  Das ist deshalb notwendig, weil sonst die betriebenen Kohle- und Atomkraftwerke ständig die Speicher auffüllen würden. Es hätte denselben kontraproduktiven Effekt wie aktuell, wo Windanlagen zugunsten der Grundlasteinspeisung abgestellt werden, um Netzüberlastungen zu vermeiden. Dabei wird auf die regenerative Energie verzichtet, unnötiger Verbrauch endlicher Ressourcen betrieben und obendrein eine Entschädigung an den betreffenden Erzeuger gezahlt - für nichts. Schon jetzt ist der Grundlastbetrieb hindernd für den Ausbau dezentraler Einspeisung und Pufferung.

Zwei unvereinbare Prinzipien stehen sich gegenüber


Letztlich stehen sich hier zwei unvereinbare Prinzipien gegenüber.  An dieser Stelle ist die Politik gefragt. Sie muss durch Fortschreibung des EEG den Rahmen schaffen, der weiterhin Vorrang auf die Erschließung Erneuerbarer Energien sowie im gleichen Zuge Anreize für die Vorhaltung von Speicherkapazitäten sicherstellt und den weiteren Ausbau und Betrieb von Kohle- und Atomkraftwerken unterbindet. Zudem ist lokalen Anbietern immer der Vorzug zu gewähren, um lange Versorgungswege und Umspannungsverluste zu vermeiden.  Im Zukunftsmodell der Energieversorgung ist jeder Verbraucher auch anteiliger Erzeuger und trägt durch Stromspeicher zur Netzstabilität bei.

Lediglich einige klimaverträgliche Gaskraftwerke sind erforderlich, um als „Brückentechnik“ die Umstrukturierung zu flankieren. In der anschließenden Diskussion wurden viele technische Fragen sowie die Perspektiven und Konsequenzen vorhandener Optionen erörtert. Aus den Beiträgen wurde die solide Fachkompetenz der Teilnehmer deutlich. Das Energieforum hofft, dass aus diesen Zusammentreffen wichtiger Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Initiativen des Landkreises Hameln-Pyrmont  Impulse zur Entwicklung der Region entstehen. Rainer Sagawe (Stadtrat Hameln) und Britta Kellermann (Kreistag Hameln-Pyrmont) sehen klare Chancen für das Weserbergland als energiewirtschaftliche Modellregion.  Für alle, die die Veranstaltung verpasst haben, besteht die Möglichkeit am 17.02.2012 am selben Ort um 19:00 Uhr beim Folgevortrag von Valentin Hollain zum Thema „Intelligente Stromnetze“ einzusteigen.
 
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