Zur Premiere wurde heute Abend in die Kulturscheune reiche Ernte eingefahren

Lustwandelnd durch Schloss Hämelschenburg - mit den King's Singers, Ivos Wedding-Band und einem rätselhaften Trauerfall

Von Ralph L o r e n z

Hämelschenburg (wbn). Wenn sechs Männer-Stimmen A capella in hoher Tonlage zu einem Klangkörper verschmelzen und sich filigran wieder auflösen, wenn sie sich zudem in close harmony präsentieren und kunstvoll altenglische Weisen anstimmen - dann können es nur die King’s Singers sein. Sie waren der Höhepunkt in der zum Konzert- und Gesellschaftssaal ausgebauten Kulturscheune in Schloss Hämelschenburg, die heute Abend tatsächlich reiche Ernte eingefahren hat.

 Auch die King's Singers zeigten sich von der historischen Zehntscheune nachhaltig beeindruckt und lobten ausdrücklich die Akustik der Halle, die vorher noch nie einem solch anspruchsvollen Praxistest unterworfen worden war.

Allein die Idee der Organisatoren an diesem geschichtsträchtigen Ort des Weserberglandes ein „Wandelkonzert“ zu veranstalten und auf musikalischem Wege durch das Renaissance-Areal der prächtigen, weitläufigen Schlossanlage zu lustwandeln, mit klassischem Liebesgeflüster althergebrachter Poeten und Komponisten, ist sehr außergewöhnlich und zeugt von viel Phantasie.. 

Die Akustik bekam ein Lob von den King's Singers

Und es ist die Garantie für einen erlebnisreichen, romantischen Abend, dem dann sogar noch bestechend klare Mondscheinsilhouette über dem Renaissance-Schloss Hämelschenburg beschieden war. Glücksmomente wie aus dem Bilderbuch.

Bei dieser Veranstaltung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung in Partnerschaft mit der Sparkasse Weserbergland und der Stiftung Rittergut Hämelschenburg hat einfach alles gestimmt. Das von fast vierhundert Gästen besuchte Wandelkonzert im Rahmen der niedersächsischen Musiktage  unter dem verheißungsvollen Titel „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ war der Paukenschlag zur Eröffnung der Kulturscheune des Ehepaares von Klencke und der kulturelle Höhepunkt zum hundertjährigen Geburtstag der Sparkasse Weserbergland. Dr. Sabine Schormann von der Geschäftsführung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und der Vorstandsvorsitzende Friedrich-Wilhelm Kaup versprachen: „Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder“. Und sie haben nicht zuviel versprochen.

(Zu den Bildern oben: Die King's Singers bewiesen auch komödiantisches Talent.  Darunter: Dr. Sabine Schormann und Friedrich-Wilhelm Kaup - die "Anstifter" für Kultur im Weserbergland und in Niedersachsen. Fotos: Lorenz)

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Die Niedersächsische Sparkassenstiftung, die in den zurückliegenden 25 Jahren nahezu 2900 Projekte mit einem Gesamtfördervolumen von 92 Millionen Euro ermöglicht hat, ist auch bei dem Ausbau der Zehntscheune zu einem Konzertsaal mit von der Partie gewesen. Mit 20.000 Euro, zusammen mit der Sparkasse Weserbergland vor Ort. Wie gut das Geld in Harmonie mit den Besitzern von Schloss Hämelschenburg angelegt ist, zeigt dieser originelle Konzertabend. Er beginnt schon ungewöhnlich mit Ivo Papasov, dem König der Balkanmusik, der mit seiner Wedding Band Appetit auf Slivovic aufkommen lässt und das Kunststück vollbringt nahtlos in Jazz-Phrasierungen überzugehen.

Dazu kommen die herzerfrischenden Tempiwechsel und die ungeraden Rhythmen, wie es sie so nur in der bulgarischen Musik gibt und die möglicherweise die Jazz-legende Dave Brubeck bei Take Five inspiriert hat. Und aus Bulgarien kommt auch einer der Stars dieses Abends, eben jener Ivo Papasov, der mit breitem Kreuz, kräftig wie ein Möbelpacker auf der Bühne steht und virtuos seine Klarinette spielt. Benny Goodman hätte seine wahre Freude daran gehabt und sich sofort eingeklinkt.

Ivo Papasov ist ein musikalisches Unikum auf dem Balkan

Dieser Mann ist mit seinem Orchester wirklich einmalig. Da kommt einer aus dem Völkergemisch des Balkans und macht aus dem Stand heraus sowas wie ein musikalisches Satarasch, mit viel Balkanfolk und Jazz, schafft unbekümmert Übergänge zur Weltmusik, plaudert zwischendurch mit seinen Bandmitgliedern und präsentiert nebenbei einen kleinen Dicken, der am Keyboard steht und zum Schluß munter auf seiner Gadulka spielt (einer irgendwie kurz und unförmig geratenen Violine).

Der kleine Dicke macht das so verschmitzt, dass er damit sogar die Braut entführen könnte. Das Ding ist in der Hand dieses Mannes waffenscheinpflichtig. Da vermochte anschließend das Klezmer-Duo „Nu“ nicht mehr die Stimmung zu toppen, was schon etwas heißen will.

Denn auch die beiden sind kein Kind von Traurigkeit. Klezmer – die Füße auf dem Boden, der Kopf im Himmel. Das geht immer ins Herz und die Beine zucken von alleine. Doch nicht nach dem eben genannten Balkan-Feuerwerk der Wedding Band.

Der „Trombone Circus“ konnte es dagegen behäbiger angehen lassen und entschloss sich sinnigerweise für Trauermärsche. Hatte da einer den Bräutigam erschossen? Oder war der doch nicht vor dem Traualtar erschienen? Jedenfalls war es mit diesem Wandelkonzert gelungen knapp 400 Festgäste in Bewegung zu halten. Und das ganz nebenbei auch noch in der Begegnung tief verwurzelter musikalischer Kulturen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

Es ist sogesehen gewiss das bewegendste Konzert des Jahres gewesen. Und ganz zum Schluß, als die King’s Singers Lieder und Songs von  Schubart, Elgar, Sullivan und Whitacre angestimmt hatten, erklang noch der Beatles-Titel "Blackbird". Dermaßen beflügelt machte sich die Gesellschaft auf dem Heimweg.

Doch am Ausgang stand noch Marketingmann Bernhard Kruppki von der Sparkasse Weserbergland. In der Dunkelheit überreichte er aus einem duftenden Korb handtellergroße rote Äpfel – der rechte Liebesschmaus für zwei, die vier Hochzeiten und einen Todesfall erlebt und überlebt hatten. Ein starker, sinnlicher Abgang - und knackiger Gruß aus dem Weserbergland.

(Zu den Bildern unten: Der Bulgare Vasil Denev mit seiner kleinen Gadulka. Darunter das Klezmer-Duo "nu". Fotos: Lorenz)

 
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