Der Kommentar

Die Lehren aus der Hitze der vergangenen Münchner Nacht

Von Ralph  L o r e n z

Der Morgen danach. Zehn Tote und 21 Verletzte sind zehn Tote und 21 Verletzte zuviel. Doch es war offenbar „nur“ ein Amoklauf, wie sich die Lage heute Morgen abzeichnet.

Das ist schlimm genug, ein terroristischer Akt jedweder Richtung mit möglichen Hintermännern konnte aber zunächst nicht ausgeschlossen werden, als die ersten Schreckensmeldungen von der Schießerei in dem Münchner Einkaufszentrum die Bundesrepublik bundesweit am Freitag Abend wachgerüttelt hatten. Der 18 Jahre alte Deutsch-Iraner, der nunmehr als Einzeltäter erkannt worden ist und von dem noch herzlich wenig bekannt wurde, scheint psychisch krank gewesen zu sein. Wichtig ist: Die Münchner Luft ist an diesem Morgen rein.

Vorbei die Hitze der Nacht in der "Großstadt mit Herz". Die Schreckensmeldung von drei flüchtigen Tätern mit „Langwaffen“ hat sich selbst verflüchtigt. Sie entbehrt jeglicher Grundlage, beruhte auf inzwischen unhaltbaren Zeugenaussagen, musste aber ernstgenommen werden.

 

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Die Münchner Sicherheitskräfte haben einen guten Job gemacht, sind die Vielzahl von verwirrenden Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen. Doch dabei wurde auch das eigentliche Problem erkennbar: Eine Hysterie und Massenpanik an Orten wie dem zentral gelgenen "Stachus", an dem es nachweislich gar keinen Vorfall gegeben hatte, Meldungen von einer angeblichen Schießerei bei einem Münchner Verlagshaus, die von der Polizei nicht bestätigt werden konnten. Also eine Unmenge an Desinformationen.

Die ARD-Sondersendung von diesem Abend hat diese Verwirrung sehr gut widergespiegelt. Wobei in vorbildlicher Weise immer wieder der scheinbare Wahrheitsgehalt von im Halbstunden-Rhythmus auftauchenden halbgaren Hiobsbotschaften im Studio sorgfältig hinterfragt worden ist. Die Journalisten vor Ort und im Studio haben in ihrer Nüchternheit und Distanziertheit handwerklich vorbildliche Arbeit geleistet.

Der Schock aber bleibt, verbunden mit einer beunruhigenden Botschaft: Der Spuk aus der zurückliegenden Nacht gibt einen Vorgeschmack auf mögliche Bedrohungslagen der terroristischen Art mit einem sattsam aus anderen europäischen Großstädten bekannten Hintergrund.

Das Beunruhigende sind letztlich auch Szenen mit Menschen, die in Angst über öffentliche Plätze rennen und in vermeintlicher Bedrohung einen Fehlalarm nach dem anderen auslösen. Deshalb die dringende Bitte für alle Zeiten: Ruhe bewahren. Das wird eigentlich in jeder Grundschule eingeübt, die aus gutem Grund nach einem Probealarm die geordnete Evakuierung probt. Dass in einer Zeit, die sich der "Coolness" rühmt, soviele Hitzköpfe rumrennen, ist schon bemerkenswert.

Und mindestens genau so wichtig. Liebe Leut‘ hört endlich auf mit Eurer wilden Smartphone-Bild-Video-Posterei. Wenn es aufschlussreiche Inhalte gibt, diese dann bitte ausschließlich mit der Polizei teilen! Nicht mit den „besten Freunden“ und dem „Rest der Welt“. Denn das schauen sich auch jene Zeitgenossen an, die diese Informationen garantiert missbrauchen.

Facebook sagt ja auch, man solle die Botschaft mit “Freunden“ teilen – und nicht mit seinen Feinden. Dies war übrigens eine der bitteren Erfahrungen aus Paris.

Doch wer ist heute Freund, wer ist heute Feind? Das weltoffene Deutschland ist misstrauisch geworden. In der S-Bahn, in der Fußgängerzone, im Verkehrsstau, im Airport. Ein hoher Preis unserer Ausländerfreundlichkeit.

Doch das darf man den Deutschen in Hamburg, in Berlin, in München, in Köln und im Weserbergland nicht einmal verübeln. Es ist die Folge der beunruhigenden Ereignisse und Schlagzeilen der jüngsten Zeit und das Resultat eines noch intakten Überlebensinstinktes.

Trau, schau wem.

Ein altes Sprichwort mit neuer Bedeutung. Hier im Weserbergland wird grundsätzlich auf den Dörfern jeder "Fremde", der die Ortsgrenze übertreten hat, unbewusst mehr oder weniger mit gesunder Distanz betrachtet. Das gilt gerade auch für Deutsche und ist nicht Ausdruck von latenter Fremden- und Ausländerfeindlichkeit.

Und noch etwas: Vor-Urteile sind ebenfalls Teil eines elementaren Überlebensinstinkts. Der ersten Einschätzung sollte aber rasch die zweite folgen. Möglichst ergebnisoffen, auf selbst gemachten Erfahrungen basierend.

 

 
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