Kreuzchen für die Mitbestimmung in der Kirche

Kirchenvorstandswahlen: Gleich nach dem Gottesdienst ging's zur Stimmabgabe

Von Wiebke B a r t h

Hildesheim/Elze/Coppenbrügge (wbn). Der Ansturm kommt direkt im Anschluss an den Gottesdienst: Um elf Uhr öffnet das Wahllokal der Kirchengemeinde Peter-und-Paul in Elze wie in so vielen anderen niedersächsischen Gemeinden und rasch hat sich eine Schlange bis zur Tür hinaus gebildet.

Die evangelisch-lutherischen Christen sind heute zur Kirchenvorstandswahl im Weserbergland und den benachbarten Regionen aufgerufen worden: Im Kirchenkreisverband Hildesheim, der den ganzen Landkreis Hildesheim sowie Teile der Landkreise Hameln-Pyrmont und Hannover umfasst, waren es immerhin gut 127.000 Menschen, die zur Kirchenvorstands-Wahl in den Gemeiden gebeten worden sind.

Rund 127.000 Gemeindemitglieder waren zur Wahlurne gerufen

Über dem Kirchenportal prangt auf einem Transparent das Motto der Wahl: „Gemeinde stark machen“. In den 131 Kirchengemeinden der Kirchenkreise Hildesheimer Land-Alfeld und Hildesheim-Sarstedt sind 127000 Gemeindemitglieder ab 16 Jahren wahlberechtigt. In der Peter-und-Paul Gemeinde sind es rund 3000 evangelische Christen. Edith Oelkers ist die Erste, die in der Elzer Kirchengemeinde ihre Stimme abgibt.

(Zum Bild: Superintendent Christian Castel (zweiter von links) plaudert als Wahlvorstand mit den Gemeindemitgliedern. Foto: Barth)

 

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Die Kirchenvorstände können je nach Größe der Gemeinde vier bis 15 Mitglieder haben und so variiert auch die Anzahl der Stimmen, die jeder Wähler abgeben kann. In der Peter-und-Paul Gemeinde dürfen die Christen bis zu vier Kreuzchen auf zehn Kandidaten verteilen. Sieben Anwärter werden so schließlich in den Kirchenvorstand gewählt.

Drei Mitglieder, die nicht unter den Kandidaten sind, werden zusätzlich berufen. Die Erste im Gemeindehaus ist allerdings Hildegard Stegemann, die schon mal einen Kaffee aufsetzt. Sie gehört zu dem Team, das donnerstags zur Marktzeit Kaffee und Kuchen anbietet, und sich für den Wahltag zu einem Sondereinsatz bereitgefunden hat. Wer seinen Stimmzettel eingeworfen hat, kann noch Bekannte begrüßen und sich mit ihnen gemütlich bei einer Tasse Kaffee unterhalten. Die neunjährige Joelle Frömling verspeist mit Genuss ihren Kuchen, während ihre Eltern für die Wahl anstehen: „Ich darf ja noch nicht.“ Christoph Waldert dagegen ist 16 Jahre alt und darf schon. Und weil er Mitglied im Bläserchor ist und am Gottesdienst teilgenommen hat, steht er auch schon früher in der Wahlkabine als andere in seinem Alter. Für ihn ist klar, dass er sich beteiligt: „So kann ich mitbestimmen, was in der Gemeinde passiert.“

Oft kommen Paare und Familien gemeinsam, so wie Kirsten und Werner Kaune mit ihren Töchtern. Anna (8), Marie (6) und Emma (4) dürfen allerdings noch nicht ihre Stimme abgeben.  Bis 18 Uhr wird der ehrenamtliche Wahlausschuss im Wahllokal Stimmzettel verteilen und Fragen beantworten, dann wird ausgezählt. Superintendent Christian Castel wechselt sich mit Tanja Schweimler als Wahlvorstand ab. „Unterschreiben muss ich ja nicht“, witzelt einer der Wähler. Ungültig würde der Stimmzettel allerdings dadurch auch nicht, versichert Michael Große Lackmann vom Wahlausschuss. Entscheidend sei, dass ganz deutlich wird, wer die Stimmen des Wählers erhalten soll. Gisela Säuberlich hat ihre Wahlkarte vergessen, doch auch das ist kein Problem, wenn sie persönlich bekannt ist: „Ich kann bezeugen, dass ich meine Nachbarin kenne“, beteuert Birgit von Cramm vorsorglich.

Auch in der Titus-Gemeinde in Barienrode wird nach Ende des Gottesdienstes gewählt. Kaum sind die letzten Orgeltöne verklungen, räumen Küsterin Christina Kieslinger und das Orga-Team den Kirchenraum in eine Kaffeestube um. Nebenan ist Rüdiger Vollenbroich der Erste, der unter den Augen von Wahlvorsteher Dieter Bartels seinen Stimmzettel einwirft. Für den ersten Ansturm ist der gesamte sechsköpfige Wahlausschuss angetreten, später wollen sich die Wahlhelfer bis 18 Uhr abwechseln. „Bei uns gibt es immer eine gute Wahlbeteiligung“, sagt Andrea Lübke stolz. Vor sechs Jahren lag die bei rund 30 Prozent der etwa 600 Wahlberechtigten, weiß Christine Schäffer, zurzeit Kirchenvorstands-Vorsitzende und auch wieder zur Wahl angetreten.

Es sei eben eine sehr lebendige Gemeinde, die vor allem auch die Jüngsten immer einbeziehe, begründet Andrea Lübke dieses Interesse.  Auch der morgendliche Gottesdienst sei schon sehr gut besucht gewesen, freut sich Pastorin Andrea Burgk-Lempart: „Das zeigt schon, dass die Leute die Wahl wichtig nehmen.“

An diesem Morgen konnte die Gemeinde auch ein neues Mitglied willkommen heißen: Die kleine Jule Margarete Schäfer wurde getauft. Andrea Lübke rechnet mit einer weiteren Wähler-Welle zur Kaffeezeit: „Bei uns wird nämlich gern gegessen und getrunken.“ Deshalb ist der Wahltag in Barienrode auch bei Schließung der Wahllokale um 18 Uhr nicht zu Ende, danach beginnt die Wahlparty.

(Zum Bild unten: Wähler in der Kirchengemeinde von Barienrode. Foto: Barth)

 
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