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Der Gastkommentar

Starker Euro - ist die Schuldenkrise wirklich überwunden?

Von Klaus-Peter W e n n e m a n n

Firmen, die im Außenhandel aktiv sind, aber auch Personen, die Urlaub in Nicht-Euroländern machen, reiben sich im Moment verwundert die Augen.

Der Euro steigt und steigt gegenüber anderen Währungen. Was bedeutet dieses? Ist die Schuldenkrise überwunden und steht uns jetzt eine sorgenfreie Zeit bevor? Mitnichten, denn die Ursache für diese Entwicklung ist nicht nur die Entwicklung in den USA, wo die Diskussion um die US-Schuldengrenze den Focus etwas von den europäischen Problemen ablenkt. Die Amerikaner bleiben hinter den Erwartungen, was eine nachhaltige Lösung ihrer Schuldenprobleme angeht, weit zurück, aber die „relative Schönheit“ Europas hält sich auch in Grenzen. Hauptursache für die dynamischen Entwicklungen an den Devisenmärkten ist eine sehr besorgniserregenden Entwicklung, die in der Geschichte leider schon mehrfach für schwere Wirtschaftskrisen verantwortlich war.

(Zur Person: Klaus-Peter Wennemann ist Stadtverbandsvorsitzender der FDP in Hameln, international aktiver Finanzexperte und war Landratskandidat der Liberalen im Weserbergland. Er kandidiert nunmehr für den Bundestag. Wennemann gehört zu den regelmäßigen Kolumnisten der Weserbergland-Nachrichten.de Foto: FDP)

 

 

Fortsetzung von Seite 1

Die Angelikaner bezeichnen es als „Beggar-my-neighbour“ – Politik, bei uns spricht man bereits vom „Währungskrieg“. Gemeint ist ein Verhalten bei dem Staaten auf Kosten ihrer Nachbarn über Währungsmanipulationen Wettbewerbsvorteile erlangen. Diesen Vorwurf muss sich Japan gefallen lassen. Der im Dezember neu in das Amt gewählte japanische Premierminister Abe versucht mit einer drastisch gelockerten Geldpolitik die japanische Exportindustrie und damit das seit langem schwache Wirtschaftswachstum zu unterstützen und die seit dem japanischen Börsenzusammenbruch 1989 herrschende Deflation zu bekämpfen.

Für europäische Exporteure bedeutet dieses eine schlechtere Wettbewerbssituation und damit werden die ohnehin schwierigen Bedingungen in vielen Euroländern, etwa bei der Jugendarbeitslosigkeit in Frankreich, nicht besser. Der soziale Druck erhöht sich und erschwert den einzig richtigen Weg einer nachhaltigen Haushaltskonsolidierung.

Für die Importpreise bedeutet der starke Euro eine wieder abnehmende Inflationsgefahr. Alle, die in Erwartung einer sich verschärfenden Eurokrise in Sachwerten investiert haben und bisher damit, zum Beispiel bei der Wertsteigerung von Immobilien in deutschen Großstädten, richtig lagen, könnte diese Entwicklung nun schaden. Wer aber etwa den Goldpreis als langfristigen Indikator für Sicherheit oder Unsicherheit beobachtet, stellt fest, dass offenbar die Langfristanleger immer noch den Währungen nicht trauen.

Einstweilen bleibt anzuwarten wieweit und wie lange die Japaner ihre Munition in diesem Währungskrieg noch einsetzen. Ich bin davon überzeugt, dass wir spätestens bei Kursen über der Marke von € 1,40 zum US-Dollar heftige verbale politische Attacken aus dem Euroraum erleben, da besonders die Euro-Krisenstaaten, aber auch Großbritannien in eine extreme Rezession abstürzen könnten, wenn die Entwicklung nicht koordinierter erfolgt.

Zusätzlich zu der Schuldenkrise diesseits und jenseits des Atlantiks auch noch ein offener Währungskrieg - das könnte auch leicht die demokratischen Grundfesten vieler Staaten erschüttern. Deshalb muß schnellstens mit dem japanischen Premierminister ein vernünftiger Weg zur Lösung, auch der anhaltenden japanischen Probleme, gefunden werden. Dabei kann auch auf die europäische Solidarität bei der Beseitigung der Nachwehen von Fukuschima verwiesen werden. Solidarität ist keine Einbahnstrasse.

 

 

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