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Der Gastkommentar

Die Interessen der Türkei und der Terror in Kobane

Von Professor Jan Ilhan Kizilhan

Seit mehr als drei Wochen kämpfen kurdische Kampfeinheiten gegen den ISIS-Terror vor den Toren der kurdischen Stadt Kobane in Syrien. Es ist schon ein Wunder, dass die kurdischen Kämpfer mit ihrer schlechten Bewaffnung solange gegen die hochtechnisiert-bewaffneten ISIS-Einheiten die Stadt verteidigen konnten.

Kobanes Zukunft ist unsicher, wenn nicht die Türkei und die internationale Gemeinschaft militärisch eingreifen beziehungsweise ihr Vorgehen ändern. Es ist bedrückt, fast makaber und surreal wenn Kurden aus der Türkei von der Grenze aus am Stacheldraht zusehen, wie ihren Verwandten und Bekannten von dem Terror überrannt werden. Denn die Stadt Kobane liegt nicht weiter als 500 Meter von der türkischen Grenze entfernt. Sie wirken hilflos, ohnmächtig, wütend und orientierungslos.

Zu unserem Gast-Autor: Professor Jan Ilhan Kizilhan (48) ist Psychologe und Orientalist. Er ist Professor an der Dualen Hochschule Villingen-Schwenningen in Baden-Württemberg sowie Projektleiter der Arbeitsgruppe Migration und Rehabilitation am Institut für Psychologie (Rehabilitationspsychologie) der Universität Freiburg. Diesen Gastkommentar hat er für die Weserbergland-Nachrichten.de geschrieben.

 

 

Mit ihren letzten Kugeln begehen sie Selbstmord

Fortsetzung von Seite 1

Junge kurdische Frauen und Männer kämpfen einen aussichtlosen Kampf. Mit ihrer letzten Kugel begehen sie Selbstmord, um nicht in die Hände der Terroristen zu fallen. Andere, blutjunge Frauen, fast Kinder, werden vergewaltigt und dann enthauptet. Ihre geflüchteten Familien und andere kurdische Landsleute sitzen oder stehen den ganzen Tag an diesem Stacheldraht und sehen und hören unvorstellbare Geschichten des Grauens. Sie sind alle traumatisiert und paralysiert.

Die Frauen weinen, ziehen an ihren Haaren als Zeichen der Trauer. Die Männer stehen fast regungslos, ohne eine Mimik und Gestik mit gesenktem Kopf, warten auf Hilfe. Aber wer soll den Kurden helfen? Ihre Hoffnung auf Menschlichkeit beginnt zu sterben, aber weggehen können sie auch nicht. Aber warum kann oder will die Türkei mit dem neun Premierminister Ahmet Davutoglu, ein Intellektueller, ein kluger Kopf, den Kurden, nur 500 Meter von der Türkei entfernt, nicht helfen?

Sind die nationalen Interessen, die politischen und militärischen Strategien so von Bedeutung, dass Menschenrechte, Solidarität, Ethik und Moral an der Grenze zu Syrien halt machen?

Haben die Kurden nicht verdient zu überleben?

Haben die Kurden es nicht verdient zu leben und zu überleben?

Die nationalen Interessen, vielleicht auch nur die religiöse Vorstellung von Erdogan und Davutoglu, der Türkei, hießt es, sprächen gegen eine Unterstützung der Kurden in Syrien. Sind aber statt nationaler Interessen auch nicht Werte, auch nationale Werte, wie sie Davutoglu vor einigen Tagen nach seiner Ernennung zum Ministerpräsidenten im Fernsehen vertrat, von Bedeutung? Davutoglu sprach von einer moralischen und ethischen Verantwortung der Menschen, im Nahen und Mittleren Osten zu helfen. Er bezeichnete die Kurden in Syrien als „unsere Brüder“, denen man helfen muss.

Wenn er also fordert, dass die Interessen zu schweigen haben, wenn die Werte sprechen, dann sollte er auch seiner politischen Moral folgen und den Kurden in Syrien zur Seite stehen. Damit würde auch der Islam eine andere Seite, hoffentlich die wahre Seite, als die der ISIS zeigen. Davutoglu würde unter anderem auch damit zeigen, dass der türkische Staat eben nicht den ISIS-Terror unterstützt. Gerade nach den letzten 40 Jahren militärischer Konflikte zwischen der kurdischen PKK und dem türkischen Staat würde Davutoglu Größe beweisen. Weiter noch, durch die Unterstützung der Kurden in Syrien und Schutz der Stadt Kobane vor einem Genozid, würde auch der Kurdenkonflikt, der noch hochexplosiv ist, in der Türkei friedlich gelöst werden. Ein Feindbild zwischen Türken und Kurden könnte der Vergangenheit angehören.

Wer Gaza zu Recht unterstützt, darf auch bei den Kurden nicht nein sagen

Natürlich müssen Davutoglu und seine Regierung eine sorgfältige Abwägung aller Vor- und Nachteile für die Türkei berücksichtigen. Es bedeutet aber nicht den Verzicht auf Schutz der Menschen, der kurdischen Nachbarn und Verwandte und Bekannte der türkischen Staatbürger, der 25 Millionen Kurden in der Türkei. Wer Gaza zu Recht unterstützt, darf auch bei den Kurden nicht nein sagen.

Davutoglu darf nicht vergessen, dass nationale Interessen keine  unmittelbaren und quasi naturwüchsigen Gegebenheiten sind, sondern aus vermittelten Werten zivilisatorischer Errungenschaften entstanden sind. Dazu gehören auch Menschenrechte und eine Kultur der Solidarität in schweren Zeiten, die nicht an der Grenze in Syrien enden dürfen. Wenn das aber so wäre, dann ist es eine Kapitulation und Aufgabe aller Werte, auch die der islamischen, die so bedeutend für Davutoglu sein sollen. In einer Demokratie bilden Staat und Gesellschaft, Regierung, Institutionen und Werte die innenpolitische Grundlage und werden somit zum  Kern außenpolitischer Interessen. Im Sinne eines außenpolitischen Gemeinwohls und aus Interesse der eigenen 25 Millionen Kurden in der Türkei müsste der türkische Staat eine viel aktiviere Rolle in der Bekämpfung des ISIS spielen.

Eine der größten NATO-Armeen schaut diesen Untaten zu

Unter dem Aspekt der Achtung und Wahrung der Menschenrechte weltweit schreit doch folgendes Bild nach einer Antwort: Tausende von Menschen in Syrien und dem Irak sind bereits ermordet worden, Hundertausende auf der Flucht, auch in der Türkei. Und die ISIS-Terroristen vergewaltigen, morden und verwüsten ganze Landstriche - und genau 500 Meter davon entfernt, beobachtet ein sich demokratisch gebender Staat mit einem propagierten Islam des Friedens und einer  hochmodernen,  schlagkräftigen Armee, einer der größten NATO-Armeen, diese Untaten.

Sollte die Türkei nicht handeln und diesen Untaten der Terroristen zuschauen oder diese gar billigen, dann sind Davutoglu und sein Mentor, der Präsident der Türkei Erdogan, mit ihrer Version der Türkei und des friedlichen Islams in Anatolien unglaubwürdig geworden. Es ist dann nichts anderes als ein moralisches Imponiergehabe – während unschuldige Menschen, darunter Frauen und Kinder vor ihren Augen verbluten.

 

 

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