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Der Kommentar

Wenn nicht sie, wer dann?

Von Ralph Lorenz

„Wenn nicht er, wer dann ?“ lautet die Empfehlungs-Rhetorik auf Uwe Schünemanns Plakaten. Der Ex-Innenminister aus dem McAllister-Kabinett möchte nach dem 22. September hinter dem Schreibtisch des ermordeten Landrats Rüdiger Butte Platz nehmen und auf seine Weise dessen Lebenswerk fortsetzen.

Freilich: Schünemann und Butte waren nicht selten politische Gegner. Etwa in der Katastrophenschutz-Planung für den Landkreis, was das Kernkraftwerk in Grohnde betrifft. „Wenn nicht sie, wer dann?“ könnte allerdings auch die Frage in Richtung der Tochter von Rüdiger Butte lauten. Nicole Christoph sieht ihrem Vater ähnlich wie aus dem Gesicht geschnitten. Und sie scheint auch vollinhaltlich seine Ansichten zu teilen. Aufgrund vieler Gespräche am heimischen Tisch im Kreise der Familie. Wenn nicht sie, wer dann ? -  ist befähigt den bestmöglichen Sachwalter ihres Vaters zu beurteilen und eindringlich dem Wahlbürger zu empfehlen? Indem die SPD-Strategen nicht ohne Berechnung die Butte-Tochter in das offizielle Programm ihrer parteipolitischen Großveranstaltung vor dem Hochzeitshaus eingebaut haben, ist sogar der eigentliche SPD-Starredner Frank-Walter Steinmeier in den Hintergrund gedrängt worden. Die nicht mehr zu toppende emotionale Wucht dieser Botschaft ist in ihrer Auswirkung noch nicht zu übersehen, wird aber den weiteren Wahlkampfverlauf nachhaltig prägen.

 

 

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Dahinter könnten Sachargumente verblassen und das wäre nicht gut für das Niveau der politischen Auseinandersetzung im Weserbergland. Andererseits wird niemand Nicole Christoph absprechen dürfen, im Sinne ihres Vaters auch öffentlich und aus innerer Überzeugung Farbe zu bekennen. Also nochmals: Wenn nicht sie, wer dann?

So gesehen wäre ihr Vater zu Recht stolz auf sie. Rüdiger Butte ist ein leidenschaftlicher Sozialdemokrat gewesen, was auch durch die enge Freundschaft zu dem aus Lippe stammenden Frank-Walter Steinmeier dokumentiert ist. Aber gerade in der zweiten Amtszeit hat Rüdiger Butte erkennen lassen wie sehr er sich von parteipolitischen Aspekten freigeschwommen hat. Die Maxime, Landrat für alle Bürger sein zu wollen, Brücken zu bauen, gehörte zuletzt zu den Stärken dieses herausragenden Kommunalpolitikers. Deshalb hatte er auch mit zunehmender Amtszeit immer mehr Verbündete, Zuhörer und Fürsprecher über die Parteigrenzen hinweg gefunden.

Dieses hohe Gut parteipolitischer Kultur droht in der jetzt zu befürchtenden Emotionalisierung des Wahlkampfes unter die Räder zu kommen. Schünemann muss sich inzwischen eine ganze Reihe von Häme-Formulierungen gefallen lassen. Wer genüsslich von der „abgewählten“ Landesregierung des David McAllister spricht und den Namen Schünemann nur noch mit dem Häme-Etikett „abgewählt“ in den Mund nehmen kann, setzt sich dem Verdacht aus Geschichtsklitterung betreiben zu wollen. Fakt bleibt: Die Regierung Weil ist nach einer Zitterpartie am Niedersachsen-Wahlabend an die Macht gekommen. Strahlende Sieger sehen anders aus. Und nicht jede Rose, die Wahlkämpfer Weil in der Hamelner Fußgängerzone als politischer Rosenkavalier verteilt hatte, wurde freudig-erregt in Empfang genommen.

Landrat und Parteifreund Butte hatte sich bei dieser winterlichen Aktion gar dezent im Hintergrund gehalten. Dies entsprach seinem Amtsverständnis. Deshalb die Bitte zum 22. September: Lasst den Verstand walten, hört zu und wägt gut ab.

In diesem Wahlkampf wurde auf bewegende Weise am gestrigen Freitag eine Empfehlung gesprochen – aber nicht das letzte Wort. Das hat der Wähler, der vielzitierte Souverän am Abend des 22. September.

 

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