WBNachrichten-Video zum Trauermarsch von weit mehr als 1000 türkischen Demonstranten und Muslimen
Die Todesschüsse auf Emrah Kara: Unabwendbares Drama oder totales Versagen des SEK-Polizeikommandos?
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Aus Holzminden berichten Ralph Lorenz, Hans-Peter Tonn und Sebastian Rustenbach
Holzminden (wbn). Wird aus dem SEK-Einsatz in der Holzmindener Bahnhofstraße ein Polizeiskandal von landesweiter, möglicherweise bundesweiter Tragweite? Mehr als 1000 zumeist türkische Demonstranten sind am Samstag Mittag in einem Trauermarsch von dem Tatort in der Bahnhofstraße zur Polizeidienststelle in Holzminden gezogen um gegen die Vorgehensweise der Polizei zu protestieren, bei deren Einsatz vor Weihnachten der 29 Jahre alte Türke Emrah Kara in seiner eigenen Wohnung erschossen worden ist. |
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Die Fragen der Redner bei der Versammlung vor der Holzmindener Polizeidienststelle lassen erahnen, dass dieser Einsatz möglicherweise akribisch eingeübte Vorgehensweisen dieser Spezialeinheit außer Acht gelassen haben könnte. Trifft es zu, dass dieser Mann zum Zeitpunkt des polizeilichen Zugriffes völlig allein in seiner Wohnung gewesen ist und keine andere Person akut bedroht hatte? War der Täter zum Schluss das Opfer? Weshalb ist auf diesen erkennbar psychisch kranken Mann überhaupt ein Polizeihund losgelassen worden? Gerade eine derartig kranke, unter Schizophrenie leidende Person muss vor sich selbst geschützt werden. Weshalb wurde ein Hilfe-Einsatz zu einem Drama mit tödlichem Ausgang? Sind fünfzehn SEK-Profis mit Nahkampfausbildung nicht einem verwirrten Menschen gewachsen, der (nur) ein Messer und einen Hammner in der Hand hat? Gibt dieses Vorgehen möglicherweise Anlass zu grundsätzlicher Kritik am Ausbildungsstand dieser SEK aus Niedersachsen? Was ist mit den Pannen der jüngsten Zeit, bei der eine niedersächsische SEK in die falsche Wohnung gestürmt ist? Wohlgemerkt ebenfalls im Weserbergland? Eines wird aber auch deutlich: Das Problem scheint in erster Linie ein Problem des SEK-Einsatzes gewesen zu sein, nicht der Polizei in Holzminden, die zurecht den Ruf der Bürgernähe beanspruchen kann.