Umgehende Reaktion im niedersächsischen Umweltministerium
Einsatz von MOX-Brennelementen in Grohnde: AKW-Gegner empört – Grüner Minister will „intensiv prüfen“

Grohnde (wbn). Der Protest gegen die umstrittenen MOX-Brennstäbe will nicht abklingen: Atomkraftgegner im Weserbergland sind empört über den für April geplanten Einsatz von mehreren plutoniumhaltigen Brennelementen im Kernkraftwerk Grohnde. Nicht zuletzt unter dem Eindruck dieser massiven Kritik hat Niedersachsens neuer Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) noch am heutigen Tage bekräftigt den beabsichtigten MOX-Einsatz einer „intensiveren Prüfung“ zu unterziehen.

Der Betreiber E.on-Kernkraft will bei Revisionsarbeiten zwischen dem 5. April und 9. Mai acht der hochgiftigen Brennelemente in den Reaktorkern einsetzen. Insgesamt sechzehn von ihnen waren im vergangenen Jahr unter teils heftigen Protesten aus dem britischen Sellafield angeliefert worden. Die Weserbergland-Nachrichten.de hatten darüber ausführlich berichtet. Unter anderem auch mit einem Exklusiv-Film über den nächtlichen Transport durch die Hamelner Innenstadt. Die klare Forderung der Atomkraftgegner: „E.on muss auf den Einsatz der MOX-Brennelemente verzichten“. Andernfalls müsse die Niedersächsische Atomaufsicht einschreiten und den Einsatz der Brennelemente verbieten.

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Andreas Rohrmann von der Regionalkonferenz „AKW Grohnde abschalten!“ wirft dem Betreiber vor, durch den Einsatz „viele zusätzliche Gefahren zu provozieren“: „Zum Beispiel ist die Neutronenstrahlung der MOX-Brennelemente höher, die den Versprödungsprozess des Reaktordruckbehälters noch verstärkt“. Dabei sei der Behälter ohnehin aus einer besonders rissanfälligen, alten Stahlsorte gefertigt worden.

Und damit nicht genug. Nach Meinung der Atomkraftgegner war die Atomaufsicht in Niedersachsen unter FDP-Umweltminister Birkner „hinter die Aufklärung zurückgefallen“. Das belege eine Anfrage der Linken im April 2012. Hierbei habe das Umweltministerium angeblich sinngemäß behauptet, dass es bei der Druckprobe des Sicherheitsbehälters des AKW Grohnde keine Rolle spielen würde, ob sich der Druckstoß in 62 Stunden oder in 17 Sekunden aufbauen würde. Minister Wenzel müsse „im eigenen Haus aufräumen und durchgreifen“, wenn Ministeriumsmitarbeiter angeblich Gefährdungsanalysen verschleppen und kritischen Gutachtern keine Akten zur Verfügung stellen würden.

Umweltminister Wenzel kündigt kritische Überprüfungen an

Infolge der scharfen Kritik hat der Niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel nmoch am heutigen Tage zügig reagiert. Das Niedersächsische Umweltministerium werde eine kritische Überprüfung des Einsatzes von MOX-Brennelementen vornehmen, betonte er. „Die Sicherheit hat für die niedersächsische Atomaufsicht höchste Priorität. Deshalb gehen wir auch den Hinweisen von Bürgern und Bürgerinitiativen nach.“

Der Einsatz der MOX-Brennelemente werde nun auf eventuell gravierende Sicherheitsrisiken hin überprüft. Dazu soll die geplante Beschickung des Reaktorkerns mit MOX-Brennelementen mit einem nur aus Uran-Brennelementen bestehenden Reaktorkern verglichen werden. Die Überprüfung solle Auskunft darüber geben, ob durch die Verringerung der Anzahl der MOX-Brennelemente bis zum Verzicht auf deren Einsatz ein entscheidender Beitrag zur weiteren Vorsorge gegen Risiken für die Allgemeinheit erreicht werden könne.

Mehr noch: Die jetzt anlaufenden Prüfungen seien nur der vorgezogene erste Schritt einer umfassenden Sicherheitsüberprüfung der Atomkraftwerke Grohnde und Emsland nach dem Stand von Wissenschaft und Technik, heißt es aus dem Ministerium.

Die Entscheidung über einen Einsatz der übrigen acht MOX-Brennelemente, die für das Frühjahr 2014 geplant war, werde nicht nur von den Ergebnissen der aktuellen Überprüfung abhängen. In einer zweiten Phase, die im Laufe dieses Jahres erfolgt, wird eine intensivere Prüfung des MOX-Einsatzes durchgeführt, versicherte Minister Wenzel.